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Rund ein Drittel der Bevölkerung im Land nimmt weniger Jod auf als empfohlen. In der Schwangerschaft steigt der Bedarf und eine ausreichende Zufuhr ist besonders wichtig. Bereits eine milde Unterversorgung kann die Entwicklung des Kindes beeinträchtigen. Wie können Schwangere ihren Jodbedarf decken?

Junge Frau mit Tablette auf der Zunge
AntonioDiaz/Fotolia.com

Jod ist ein lebensnotwendiges Spurenelement, das unter anderem für eine gesunde geistige und körperliche Entwicklung des wachsenden Kindes sorgt. Gegenüber der Allgemeinbevölkerung haben Schwangere und Stillende einen erhöhten Bedarf an Jod. Ihnen wird die Aufnahme von durchschnittlich 230 µg Jod pro Tag empfohlen [1]. Gute natürliche Jodquellen sind Meeresfisch sowie Milch und Milcherzeugnisse. Sie sollten daher regelmäßig verzehrt werden. Für die Wahl von verarbeiteten Lebensmitteln beim Einkauf oder der Außer-Haus-Verpflegung gilt: Produkte mit Jodsalz bevorzugen. Beim Kochen zu Hause unterstützt die Verwendung von jodiertem Speisesalz die Jodversorgung. Doch auch bei einer bewussten Speiseplangestaltung nehmen Schwangere in der Regel zu wenig Jod mit der Nahrung auf. Das Netzwerk Gesund ins Leben empfiehlt ihnen daher in den bundesweiten Handlungsempfehlungen, zusätzlich zu einer ausgewogenen Ernährung ein Nahrungsergänzungsmittel mit einer Tagesdosis von 100 (bis 150) µg Jod einzunehmen [2]. Diese Empfehlung steht im Einklang mit der in den Mutterschafts-Richtlinien genannten und als sicher angesehenen Spanne einer Jod-Supplementierung von 100 bis 200 µg/Tag [3]. Bei Schilddrüsenerkrankungen sollte vor der Supplementierung eine Rücksprache mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin erfolgen.

Zufuhrempfehlungen und Versorgung in Deutschland

Deutschland gehört wie viele andere Länder Europas aufgrund seiner ungünstigen geologischen Bedingungen zu den Jodmangelgebieten. Das spiegelt sich in der Jodversorgung der Allgemeinbevölkerung wider: Viele Menschen unterschreiten die Zufuhrempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) von durchschnittlich 200 µg pro Tag. Im Median besteht bei rund 30 Prozent der Menschen in Deutschland das Risiko einer unzureichenden Jodzufuhr. Besonders junge Frauen im gebärfähigen Alter sind davon betroffen [4]. In der Schwangerschaft erhöht sich das Risiko, da Schwangere ihr Kind mit Jod mitversorgen und ein Mehrbedarf von circa 30 µg pro Tag angenommen wird [1, 5] Ein besonderes Augenmerk gilt dabei Frauen mit besonderen Ernährungsgewohnheiten wie Veganerinnen. Bei ihnen ist eine Jodunterversorgung deutlich häufiger als bei Mischköstlerinnen [2, 6]. Eine gute Jodversorgung ist nicht erst in der Schwangerschaft, sondern bereits vor der Befruchtung wichtig. Deshalb sollten bereits Frauen mit Kinderwunsch zur Bedeutung von Jod beraten werden [2].

Damit Schwangere auch an Jod denken

„Die meisten Frauen wissen, wie wichtig eine gute Nährstoffzufuhr in der Schwangerschaft und Stillzeit für die kindliche Entwicklung ist. Viele nehmen daher schon früh Folsäure-Supplemente ein.

Dass sie aber auch einen höheren Jodbedarf haben und deshalb ihre Ernährung mit Jodtabletten ergänzen sollten, ist in den Köpfen noch nicht ausreichend verankert. Das zeigen die Ergebnisse der Studie SuSe II [14].

Hier müssen wir alle noch mehr Informations- und Aufklärungsarbeit leisten,“ sagt Maria Flothkötter, Leiterin des Netzwerks Gesund ins Leben, das die nationalen Handlungsempfehlungen zu Ernährung und Lebensstil vor und während der Schwangerschaft herausgibt.

Jodmangel und seine Folgen

Fehlt Jod über längere Zeit, produziert die Schilddrüse zu wenig Schilddrüsenhormone. Der Körper versucht dann, durch eine Schilddrüsenvergrößerung den Mangel auszugleichen. Die häufigste und bekannteste Folge eines Jodmangels beim Erwachsenen ist die Ausbildung eines Kropfes mit möglichen Komplikationen wie Engegefühl, Atem- und Schluckbeschwerden. Andere typische Jodmangel-Symptome sind beispielsweise Konzentrationsschwierigkeiten, Leistungsabfall und Müdigkeit [7]. Ein Jodmangel des Fetus beruht auf dem Jodmangel der Mutter. Seine Folgen auf das ungeborene Kind können erheblich sein. So erhöht sich das Risiko für Fehl-, Totgeburten und Fehlbildungen. Bereits eine gering vergrößerte Schilddrüse kann beim Neugeborenen unmittelbar nach der Geburt zu Atem- und Schluckbeschwerden führen. Auch können das Wachstum, die Knochenreifung und die Gehirnentwicklung des Kindes beeinträchtigt werden [5].

Für die Grundversorgung: Jodreiche Lebensmittel

Bei der Gestaltung des Speiseplans tragen drei Regeln zu einer guten Jodversorgung bei: fürs Salzen am besten jodiertes Speisesalz nehmen, regelmäßig Meeresfisch essen sowie Milch und Milchprodukte verzehren. Empfohlen werden wöchentlich Meeresfisch und drei Portionen Milch und Milchprodukte täglich [2].

Werden Speisen zu Hause selbst zubereitet, lässt sich der Einsatz von jodiertem Speisesalz leicht umsetzen. Der Beitrag zur Jodzufuhr dadurch ist jedoch vergleichsweise gering, denn in Deutschland ist Außer-Haus-Essen und der Konsum von Fertigerzeugnissen verbreitet [4]. Unter den industriell oder handwerklich hergestellten Produkten können vor allem Backwaren und Fleischerzeugnisse beziehungsweise Wurst zur Jodzufuhr beitragen – vorausgesetzt, die Produkte sind mit jodiertem Speisesalz hergestellt. Das ist jedoch bei lediglich 10 Prozent des Produktangebots von Backwaren der Fall, bei den Wurstwaren immerhin bei knapp der Hälfte. Im Bio-Sortiment ist die Verwendung von jodiertem Speisesalz selten [8]. Ob Jodsalz verwendet wurde, steht im Zutatenverzeichnis [9]. In Fisch ist Jod natürlicherweise enthalten. Vor allem Meeresfisch ist reich an dem lebensnotwendigen Spurenelement. Süßwasserfische sind dagegen jodärmer [10]. Wichtig für den Verzehr in der Schwangerschaft ist es, Frisch- und Tiefkühlfisch immer gut durchzuerhitzen, um Lebensmittelinfektionen vorzubeugen. Das gilt auch für geräucherte oder gebeizte Ware. Vom Verzehr getrockneter Algen- beziehungsweise Seetangprodukte als Jodquelle wird abgeraten. Ihre Jodgehalte sind nicht standardisiert und daher besteht das Risiko einer deutlich zu hohen Aufnahme [11]. Milch und Milcherzeugnisse sind gute Jodquellen, weil dem Tierfutter heute oft Jod zugesetzt wird. Untersuchungen zufolge liegt der durchschnittliche Jodgehalt konventioneller Milch bei rund 140 µg pro Liter. Bio-Milch weist in der Regel geringere Werte auf [12].

Für den Mehrbedarf in der Schwangerschaft: Jod-Supplemente

Während der Schwangerschaft versorgt die werdende Mutter nicht nur sich, sondern auch das ungeborene Kind mit Jod. Dabei ist es auch bei sorgfältiger Speiseplangestaltung mit Jodsalz anstelle von nichtjodiertem Speisesalz und einem regelmäßigen Verzehr von Meeresfisch und Milchprodukten schwer, den erhöhten Jodbedarf zu decken. Da sich bereits eine milde Jodunterversorgung negativ auf die Entwicklung des Kindes auswirkt [13], sollte jede Schwangere zusätzlich zu einer ausgewogenen jodreichen Ernährung täglich Jodtabletten einnehmen, von Beginn der Schwangerschaft bis zum Ende der Stillzeit. Dabei wird eine Jod-Supplementierung mit einer Tagesdosis von 100 (bis 150) µg empfohlen. Nimmt die Schwangere bereits andere Nährstoffpräparate ein, sollte geprüft werden, ob diese Präparate Jod enthalten. Eine Dosis oberhalb der empfohlenen Supplementierung ist zu vermeiden.

Genug Jod in der Schwangerschaft - so geht es

100 (bis 150 µg) Jod als Tablette täglich
Jodsalz konsequent Jodsalz verwenden, trotzdem sparsam salzen; beim Einkauf mit Jodsalz hergestellte Produkte bevorzugen
Milch und Milchprodukte 3-mal täglich
Meeresfisch wöchentlich

Ärztliche Rücksprache bei Schilddrüsenerkrankungen

Erwachsene sollten nicht mehr als 500 μg Jod am Tag aufnehmen [1]. Eine Schilddrüsenüberfunktion wird in der Regel erst durch Jodmengen ausgelöst, die weit im Milligramm-Bereich liegen. Zu solch einer Zufuhr könnte es durch die Einnahme mehrerer jodhaltiger Nahrungsergänzungsmittel oder den Verzehr getrockneter Algenprodukte kommen. Von beidem wird daher abgeraten [5, 11]. Besteht eine Schilddrüsenerkrankung, sollte vor jeder Form der Jodsupplementierung mit dem behandelnden Arzt gesprochen werden [2]. Bei Frauen mit Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Jodaufnahme durch jodiertes Salz und jodhaltige Lebensmittel in Höhe des Bedarfs in aller Regel unproblematisch [2]. Jodunverträglichkeiten, die allergischen Reaktionen ähneln, sind durch die oben beschriebenen Maßnahmen und mit den empfohlenen Mengen nicht zu erwarten [5].

Der Artikel basiert auf den bundesweiten Handlungsempfehlungen zu Ernährung und Lebensstil vor und während der Schwangerschaft:

Jod in der Schwangerschaft

Hintergrund: Jodmangel in der Bevölkerung

Jodmangel ist ein aktuelles Problem mit ernst zu nehmenden Folgen für die Gesundheit. Darauf macht das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mit einer Informationsoffensive „Wenn Salz, dann Jodsalz“ aufmerksam.

Hintergrund ist der rückläufige Trend bei der Versorgung der Bevölkerung mit Jod in Deutschland. Die natürlichen Jodgehalte heimischer Lebensmittel reichen nicht aus, um die Bevölkerung in Deutschland ausreichend mit Jod zu versorgen. Grund dafür sind jodarme Böden, die wiederum zu geringen Jodgehalten im darauf angebauten Getreide, Gemüse und Obst führen. Für eine ausreichende Jodversorgung sollte zusätzlich zum Verzehr jodhaltiger Lebensmittel darauf geachtet werden, dass jodiertes Speisesalz in der Küche, bei verarbeiteten Lebensmitteln wie Brot, Wurstwaren oder Käse und in der Gastronomie verwendet wird. Dabei sollte die Salzzufuhr insgesamt entsprechend den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) eine tägliche Menge von 6 Gramm nicht überschreiten.

Die Informationsoffensive findet in Zusammenarbeit mit dem Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) statt und wird unter anderem vom wissenschaftlichen Beirat des Arbeitskreises Jodmangel e. V. unterstützt.

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Die bundesweit einheitlichen Handlungsempfehlungen fassen wichtige Botschaften zu Ernährung und Lebensstil vor und in der Schwangerschaft zusammen. Sie sind ergänzt durch Hinweise auf Veränderungen, die im Rahmen der Aktualisierung erfolgten. Die Empfehlungen werden von den für Deutschland relevanten wissenschaftlichen Fachgesellschaften und Berufsverbänden unterstützt.

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Literatur

[1] Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Österreichische Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (Hrsg.). D-A-CH Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Bonn: Deutsche Gesellschaft für Ernährung, 2020, 2. Aufl., 6. aktualisierte Ausgabe

[2] Koletzko B, Cremer M, Flothkötter M, Graf C, Hauner H, Hellmers C, Kersting M, Krawinkel M, Przyrembel H, Röbl-Mathieu M, Schiffner U, Vetter K, Weißenborn A, Wöckel A. Ernährung und Lebensstil vor und während der Schwangerschaft – Handlungsempfehlungen des bundesweiten Netzwerks Gesund ins Leben. Geburtsh Frauenheilk 2018; 78(12): 1262–1282. DOI: 10.1055/a-0713-1058

[3] Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen. Richtlinien des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen über die ärztliche Betreuung während der Schwangerschaft und nach der Entbindung („Mutterschafts-Richtlinien“), in der Fassung vom 10. Dezember 1985, zuletzt geändert am 20. August 2020, veröffentlicht im Bundesanzeiger AT 23.11.2020 B3 in Kraft getreten am 24. November 2020. Im Internet: www.g-ba.de/downloads/62-492-2301/Mu-RL_2020-08-20_iK-2020-11-24.pdf, Zugriff 02.06.2021

[4] Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hrsg.). 13. DGE-Ernährungsbericht. Bonn: Deutsche Gesellschaft für Ernährung, 2016

[5] Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Jod, Folsäure und Schwangerschaft – Ratschläge für Ärzte, 2014. Im Internet: www.bfr.bund.de/cm/350/jod-folat-folsaeure-und-schwangerschaft.pdf, Zugriff 07.06.2021

[6] Weikert C, Trefflich I, Menzel J. Versorgungsstatus mit Vitaminen und Mineralstoffen bei veganer Ernährungsweise. Dtsch Arztebl Int 2020; 117: 575–582; DOI: 10.3238/arztebl.2020.0575

[7] Domke A, Großklaus R, Niemann B, Przyrembel H, Richter K, Schmidt E, Weißenborn A, Wörner B, Ziegenhagen R (Hrsg.). Verwendung von Mineralstoffen in Lebensmitteln, Toxikologische und ernährungsphysiologische Aspekte, Teil II, 2004. Im Internet: www.bfr.bund.de/cm/350/verwendung_von_mineralstoffen_in_lebensmitteln_
bfr_wissenschaft_4_2004.pdf
, Zugriff 07.06.2021

[8] Bissinger K, Busl L, Dudenhöfer C, Fast D. Repräsentative Markterhebung zur Verwendung von Jodsalz in handwerklich und industriell gefertigten Lebensmitteln. Abschlussbericht zum Forschungsprojekt zur Bereitstellung wissenschaftlicher Entscheidungshilfe für das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), 2019. Im Internet: www.researchgate.net/publication/330015554_Reprasentative_Markterhebung_
zur_Verwendung_von_Jodsalz_in_handwerklich_und_industriell_gefertigten_
Lebensmitteln_Abschlussbericht_zum_Forschungsprojekt_zur_
Bereitstellung_wissenschaftlicher_Entscheid
, Zugriff 07.06.2021

[9] Voit W, Grube M. Kommentar – EU-Lebensmittelinformationsverordnung. München: C.H. Beck Verlag, 2013

[10] Lobitz R. Fisch als Lebensmittel. Ernährung im Fokus 2019; 2: 113–122

[11] Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Gesundheitliche Risiken durch zu hohen Jodgehalt in getrockneten Algen. Aktualisierte Stellungnahme Nr. 026/2007. Im Internet: www.bfr.bund.de/cm/343/gesundheitliche_risiken_durch_zu_hohen_jodgehalt_
in_getrockneten_algen.pdf
, Zugriff 14.06.2021

[12] Köhler M, Fechner A, Leitere, M, Spörl K. Iodine content in milk from German cows and in human milk: new monitoring study. Trace Elements and Electrolytes 2012; 29(2): 119–-126, DOI: 10.5414/TEX01221

[13] Remer T, Johner SA, Gartner R, Thamm M, Kriener E. Jodmangel im Säuglingsalter – ein Risiko für die kognitive Entwicklung. Dtsch Med Wochenschr 2010; 135:1551–1556

[14] Kersting M, Hockamp N, Burak C et al. Studie zur Erhebung von Daten zum Stillen und zur Säuglingsernährung in Deutschland – SuSe II. In: Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hrsg.). 14. DGE-Ernährungsbericht. Vorveröffentlichung Kapitel 3. Bonn, 2020, V1–V 34. Im Internet: http://www.dge.de/14-dge-eb/vvoe/kap3, Zugriff 14.06.2021

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