Dass Schutzimpfungen im frühen Kindesalter mit einem erhöhten Auftreten von Allergien einhergehen, haben viele Studien und Beobachtungen widerlegt. Im Gegenteil gibt es sogar Hinweise darauf, dass Schutzimpfungen das Auftreten von allergischen Erkrankungen verringern können. Beispielsweise waren im Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KIGGS) keine Unterschiede im Auftreten allergischer Erkrankungen zwischen ungeimpften und geimpften 1- bis 17-Jährigen zu beobachten. [1] Auch in einer Studie von Grüber et al. wurde kein Hinweis auf einen fördernden Einfluss von Impfungen auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen gefunden. In dieser Studie ließ sich sogar ein leicht hemmender Effekt für das Auftreten von Neurodermitis vermuten, je besser die Studienteilnehmer durchgeimpft waren. Ein schützender Effekt des Impfens wurde auch für das Auftreten von Asthma vermutet. [2]
Alle Kinder brauchen Impfschutz
Über Nachgefragt
In der Rubrik Nachgefragt gehen wir Irrtümern auf den Grund und erklären altes Wissen neu.
Kinder mit Allergien benötigen denselben Impfschutz wie Kinder ohne Allergien. Auch wenn schon eine Allergie vorliegt, gibt es keine Einschränkung in den Empfehlungen zu Schutzimpfungen. Diese gehören zu den wichtigsten und wirksamsten vorbeugenden Maßnahmen im Gesundheitssystem. Diese Vorteile dürfen auch Allergikern oder allergiegefährdeten Kindern nicht vorenthalten werden. Manchmal werden bei bestehender Allergie noch zusätzliche Impfungen nötig. Beispielsweise wird eine Grippeimpfung vor allem bei Kindern mit mittelschwerem und schwerem Asthma empfohlen, um eine zusätzliche Belastung der Lungen durch eine schwere Influenzaerkrankung zu vermeiden. In der S3-Leitlinie zur Allergieprävention [3] wird daher ohne Einschränkungen zum Impfen geraten und das auch bei Kindern mit erhöhtem Allergierisiko. Darauf basierend empfiehlt das Netzwerk „Gesund ins Leben“: „Auch allergiegefährdete Kinder sollten nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission geimpft werden“ [4].
Impfen ist harmlos im Vergleich zur Krankheit
Von vielen der Krankheiten, gegen die heute geimpft wird, kennen wir die Beschwerden und ernsthaften Folgen gar nicht mehr. 98 % der Masernpatienten leiden an Hautausschlag und haben meist hohes Fieber. 7 % von Ihnen erleiden zusätzlich Fieberkrämpfe. Einer von 1.000 bis 10.000 erkrankt an einer Enzephalitis (Gehirnentzündung) und schließlich endet die Erkrankung bei einem von 1.000 bis 20.000 Patienten tödlich. Laut Schätzung der WHO haben Masern im Jahr 2000 fast die Hälfte der 1,7 Millionen durch Impfungen vermeidbaren Todesfälle bei Kindern verursacht, bei geschätzten 30 bis 40 Millionen Krankheitsfällen. [5] Im Vergleich dazu sind die Impfkomplikationen gering und harmlos. Bei der Kombinationsimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln kommt es in 5 % der Fälle zu einem sehr abgeschwächten Hautausschlag, 3–5 % bekommen nach der Impfung Fieber. Fälle von Enzephalitis sind äußerst selten (weniger als 1:1.000 000), Todesfälle werden keine registriert!
Mehrfachimpfungen heute gut verträglich
In den letzten Jahrzehnten wurde die Qualität der Impfstoffe in vielerlei Hinsicht verbessert. Durch moderne Herstellungsverfahren bei der Antigenproduktion ist es gelungen, viel geringere Antigenmengen zu verwenden und so Impfstoffe zu optimieren. Besonders verbessert wurde diesbezüglich der Pertussis-Impfstoff, der heute kaum noch zu Nebenwirkungen führt. Auch konnten unnötige Verunreinigungen aus der Produktion wie auch die Zugabe von weiteren Hilfsstoffen wie Konservierungsmittel, Antibiotika etc. minimiert werden. Impfskeptiker stellen häufig die Frage nach der Überforderung des kindlichen Immunsystems, insbesondere bei Anwendung von Mehrfachimpfungen, die aus bis zu 25 Antigenen bestehen. Nach den modernen immunologischen Erkenntnissen beanspruchen die Antigene in Kombinationsimpfstoffen nur einen winzigen Bruchteil der verfügbaren Rezeptoren, die für die Erkennung eines Antigens zuständig sind und beim Menschen bereits im Kindesalter in großen Mengen vorliegen. Die Vorteile der Mehrfachimpfstoffe liegen hingegen klar auf der Hand: die Impftermine konnten deutlich reduziert werden! [6]
Schon viele Erfolge durch Impfungen
Durch Impfung konnten lebensbedrohende Erkrankungen nahezu ausgerottet (Kinderlähmung, Pocken) und erneute Epidemien verhindert werden. So wurde durch ein konsequentes Impf- und Bekämpfungsprogramm der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und anderer Gesundheitsorganisationen erreicht, dass 1980 die Welt von der WHO für pockenfrei erklärt werden konnte. Da keine unmittelbare Bedrohung besteht, wird die Pockenimpfung heutzutage nicht mehr durchgeführt. Im Jahr 1980 setzte sich die WHO zudem die globale Ausrottung der Poliomyelitis (Kinderlähmung) als Ziel. Drei der sechs WHO-Regionen sind inzwischen als „Polio-frei“ zertifiziert (Amerika 1994, Westpazifik 2000, Europa 2002).
Sachgerechte und wertfreie Aufklärung nötig
Eltern müssen sachgerecht, wertfrei aufgeklärt werden. Die Schutzimpfung ist freiwillig und Eltern können sich dafür oder dagegen entscheiden. Eine sachgerechte Information wird Eltern helfen, die richtige Entscheidung zu treffen und Ängste und Unsicherheiten abzulegen.