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Wenn ein Baby zur Welt kommt, sieht man die Milchzähne noch nicht – aber sie sind schon angelegt. Deshalb können sie auch schon jetzt gestärkt und geschützt werden. Wir zeigen, wie Kariesprävention in den ersten 12 Monaten aussieht.

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Beim Vorbeugen von Karies spielt Fluorid spielt eine wichtige Rolle. Wie Fluorid angewendet wird, hängt vom Alter des Kindes ab:

Diesen Text gibt es auch in Einfacher Sprache.

Von der Geburt an (in der Regel ab der zweiten Lebenswoche) bekommt das Baby täglich eine Tablette mit Vitamin D und Fluorid, bis der erste Zahn zu sehen ist. Fluorid gelangt über die Blutbahn zu den Zahnkeimen und wird in den unreifen Zahnschmelz eingelagert. Das macht die Zähne widerstandsfähig. Vitamin D bekommt das Baby für seine Knochen.

Zeigt sich der erste Zahn, wird das Kind behutsam und allmählich an das Zähneputzen herangeführt. Mit einer altersgerechten Zahnbürste putzt ein Erwachsener bis zu zweimal am Tag. Jetzt haben Eltern bei der Fluorid-Anwendung die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten. In Rücksprache mit Kinderärzt*in und Zahnärzt*in können sich die Eltern entscheiden:

  • Entweder ist Fluorid in der Tablette,
    dann geben sie weiterhin täglich die Tablette mit Vitamin D und Fluorid und beginnen das erste Zähneputzen ohne Zahnpasta oder mit einer Zahnpasta ohne Fluorid,
  • oder Fluorid ist in der Zahnpasta,
    dann bekommt das Baby jeden Tag eine Tablette nur mit Vitamin D und beim Zähneputzen wird eine Zahnpasta mit Fluorid verwendet, bis zu einer reiskorngroßen Menge.

Die geeignete Zahnpasta finden

Möchten Eltern ab dem ersten Zahn eine fluoridhaltige Zahnpasta verwenden, soll es eine mit 1.000 ppm Fluorid sein, mit neutraler Farbe und neutralem Geschmack. Oft ist Zahnpasta mit der richtigen Menge Fluorid nicht leicht im Regal zu finden. Beim Zahnpasta-Einkauf hilft nur genaues Hinschauen auf Tube und Verpackung. Viele Kinderzahnpasten haben noch einen Fluoridgehalt von 500 ppm, der wird nicht mehr empfohlen. Es wird auch nicht empfohlen, die doppelte Menge (erbsengroße Menge) einer Zahnpasta mit 500 ppm zu verwenden (warum, das erklären wir unten bei den Fragen und Antworten).

Zahnpasta sorgfältig dosieren

Es ist wichtig, dass ein Erwachsener die Zahnpasta genau dosiert. Denn Babys und Kleinkinder können Zahnpasta noch nicht ausspucken. Sie verschlucken sie zum Teil. Viel verschluckte Zahnpasta bedeutet eine höhere Fluoridzufuhr, die vermieden werden soll. Zahnpasta-Tuben mit einer kleinen Öffnung machen es leichter, ein Zahnpasta-Reiskorn auf die Bürste zu bringen.

Die bleibenden Zähne eines Kindes entwickeln sich in den ersten 8 Lebensjahren. Wenn in dieser Zeit Fluorid regelmäßig in zu hohen Mengen aufgenommen wird, entsteht eine Zahnfluorose. Diese zeigt sich in Form von Flecken und Verfärbungen der bleibenden Zähne.

Bei Wasser für Säuglingsmilch den Fluoridgehalt prüfen

Bekommt das Baby überwiegend oder ausschließlich Formula-Nahrung, dann spielt auch das Fluorid im Wasser, mit dem die Nahrung zubereitet wird, eine Rolle. Die obenstehenden Empfehlungen gelten, wenn das Wasser weniger als 0,3 Milligramm Fluorid pro Liter enthält. Der Fluoridgehalt von Leitungswasser liegt in Deutschland meist darunter. Ob der Gehalt in einer Region darüber liegt, wissen der örtliche Wasserversorger und oft auch die kinderärztliche Praxis. Bei Mineral- und Tafelwasser steht der Fluorid-Gehalt auf der Packung oder kann beim Hersteller erfragt werden.

Enthält das verwendete Wasser 0,3 Milligramm und mehr Fluorid pro Liter, dann bekommt das Baby eine Tablette ohne Fluorid nur mit Vitamin D. Für das Zähneputzen ab dem ersten Zahn wird in diesen Fällen entweder eine fluoridfreie Zahnpasta oder nur einmal am Tag eine reiskorngroße Menge fluoridhaltiger Zahnpasta oder verwendet. Die Eltern entscheiden gemeinsam mit Kinderärzt*in und Zahnärzt*in.

Vorteile von kariesfreien Milchzähnen

Bleiben die Milchzähne gesund, ist Karies auch bei den bleibenden Zähnen weniger wahrscheinlich. Milchzähne mit Karies können Schmerzen verursachen und die Gesundheit des Kindes beinträchtigen. Das Essen kann schwerfallen, wenn ein Zahn weh tut, und Behandlungen können Kind und Eltern belasten.

So lassen sich Zähne schützen:

  • Zahnpflege ab dem ersten Zahn,
  • Fluorid in der empfohlenen Menge,
  • zahngesunde und ausgewogene Ernährung,
    ohne zuckerhaltige Getränke im Fläschchen und ohne Dauernuckeln – damit die Zähne nicht ständig von Zucker umgeben sind, was zu Karies führen kann,
  • zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen nutzen.  

Mit Spaß das Zähneputzen kennenlernen

Wenn Kinder mit Geduld und behutsam an das tägliche Zähneputzen herangeführt werden, ist die Chance groß, dass Zähneputzen eine Alltagsroutine fürs Leben wird. Spiel, Freude und Zuwendung sind von Anfang an dabei. Babys erkunden Gegenstände ganz von sich aus mit dem Mund, der Zunge und den Lippen – und damit auch gerne die Zahnbürste. Es hilft daher, das Spielerische in den Vordergrund zu stellen.

Auf keinen Fall gegen den Widerstand des Kindes putzen (oder gar das Kind zum Putzen fixieren). Und wenn das Baby das Zähneputzen einmal ganz verweigert, wird das tägliche Zähneputzen das nächste Mal fortgesetzt. Ein Lied, ein lustiger Reim oder eine Geschichte können helfen, dass das Kind gerne mitmacht.

Unterstützung gibt es bei Kinder- und Jugendärzt*in und Zahnärzt*in. Sie klären zur Mund- und Zahnhygiene auf und können ganz gezielt beraten.

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Kariesprävention

Wann steht der erste Zahnarzt-Besuch an?

Der oder die Kinder- und Jugendärzt*in hat bei den U-Untersuchungen die gesunde Entwicklung im Mund des Kindes im Blick. Zeigt sich der erste Zahn, kann der erste Zahnarzt-Besuch geplant werden. Vom 6. bis zum 9. Lebensmonat kann die erste zahnärztliche Früherkennungsuntersuchung stattfinden, vom 10. bis 20. Lebensmonat die zweite und vom 21. bis 33. Lebensmonat die dritte. Zwischen zwei Untersuchungen ist ein Mindestabstand von vier Monaten vorgesehen.

Wie entsteht Karies?

Kariesbakterien, Zucker, Speichel und Zeit spielen dabei eine Rolle. Die Kariesbakterien im Zahnbelag wandeln Zucker aus der Nahrung in Säuren um, die Mineralstoffe aus dem Zahnschmelz lösen. Der Speichel enthält Mineralstoffe, so dass der Zahnschmelz in essfreien Zeiten wieder „repariert“ werden kann. Ist dieses Gleichgewicht gestört, dann wird der Zahn porös und das Loch entsteht. Beim Dauernuckeln von süßen Getränken hat das Reparatursystem Speichel keine Chance.

Wie schützt Fluorid vor Karies?

Fluorid wirkt über verschiedene Wege kariesvorbeugend.

  • Es wird in den Zahnschmelz eingebaut, so dass der Zahn widerstandsfähiger ist.
  • Fluorid hat Reparaturwirkung: es hilft Mineralstoffe aus dem Speichel in den Zahnschmelz (wieder)einzubauen und ihn so zu härten.
  • Fluorid wird auf der Zahnoberfläche gespeichert und dann freigesetzt, wenn Säuren der Kariesbakterien den Zahnschmelz angreifen.
  • Fluorid kann auch die Kariesbakterien selbst hemmen.

In der Zeit der Zahnentwicklung wirken Fluoride sozusagen von „innen“. Sie gelangen über die Blutbahn zu den Zahnkeimen und werden in den unreifen Zahnschmelz eingelagert.

Kann Fluorid meinem Kind schaden?

Um die Zahngesundheit zu fördern, sollen Kinder ab der 2. Lebenswoche Fluorid erhalten. Werden die Empfehlungen zur Verwendung der Einnahme als Tabletten bzw. anschließend von Zahnpasta mit Fluorid eingehalten, erhalten Kinder eine sichere Menge an Fluorid.

Was ist eine Zahnfluorose?

Eine Fluorose ist die Folge einer regelmäßig zu hohen Zufuhr von Fluorid. Zu viel Fluorid im frühen Kindesalter stört die Bildung von Zahnschmelz, der äußeren Schicht der Zähne. Eine Zahnfluorose (Dentalfluorose) ist meist durch symmetrische weißliche Flecken im Schmelz der bleibenden Zähne zu sehen. Die Funktion der Zähne ist dadurch aber nicht gestört. Wird Fluorid stark und länger überdosiert, kann es zu gelblich-braunen Verfärbungen und Schmelzdefekten (Löchern) kommen. Kinder sind anfällig für Zahnfluorosen, so lange sich die bleibenden Zähne entwickeln (etwa bis sie 8 Jahre alt sind).

Warum eine geschmacks- und farbneutrale Zahnpasta für Kinder?

Säuglinge und kleine Kinder können Zahnpasta noch nicht ausspucken. Sie verschlucken sie zum Teil. Noch im Alter von 1,5 und 2,5 Jahren verschlucken Kinder 64 bis 84 % der Zahnpasta. Wenn die Zahnpasta gut schmeckt und attraktiv aussieht, wird das Verschlucken noch gefördert. Viel verschluckte Zahnpasta bedeutet eine höhere Fluoridzufuhr, die vermieden werden soll. Die empfehlenswerte fluoridhaltige Zahnpasta für die ersten 6 Jahre des Kindes ist farb- und geschmacksneutral und enthält 1.000 ppm Fluorid. Damit nicht mehr als empfohlen verwendet wird, übernehmen Eltern die genaue Dosierung auf der Zahnbürste.

Was bedeutet ppm?

Die Abkürzung ppm steht für den englischen Ausdruck „parts per million“. Übersetzt bedeutet er: Anteile pro Million. Der Ausdruck wird benutzt, um die Konzentration einer Substanz zu beschreiben, zum Beispiel von Fluorid in Zahnpasta.

Warum wird eine Kinderzahnpasta mit 500 ppm Fluorid nicht mehr empfohlen?

Studien zeigen, dass eine Zahnpasta mit einer höheren Konzentration an Fluorid besser vor Karies schützt als eine niedrigere. Für Zahnpasten mit 1.000 ppm Fluorid ist der karieshemmende Effekt klar nachgewiesen, bei Zahnpasten mit 500 ppm ist dies nicht eindeutig. Deshalb wird die Verwendung der Zahnpasta mit 1.000 ppm Fluorid empfohlen – für Kinder bis 24 Monate in reiskorngroßer Menge, ab 2 bis 6 Jahren in erbsengroßer Menge. Im Säuglingsalter kann das Fluorid auch durch eine Tablette, kombiniert mit Vitamin D gegeben werden. Dann werden die Zähne ohne Zahnpasta oder mit einer fluoridfreien Zahnpasta geputzt.

Reiskorngroße Menge mit Zahnpasta mit 1.000 ppm Fluorid oder die doppelte Menge mit Zahnpasta mit 500 ppm Fluorid – ist das nicht dasselbe?

Nein. Für den kariesvorbeugenden Effekt der Zahnpasta mit Fluorid kommt es auf die Fluoridkonzentration in der Zahnpasta an. Deshalb sprechen sich die neuen einheitlichen Empfehlungen für die Verwendung von Zahnpasta mit 1.000 ppm Fluorid im Säuglings- und frühen Kindesalter aus. Die doppelte Menge der Zahnpasta mit 500 ppm hat nicht denselben Effekt.

Was ist der Unterschied zwischen Fluor und Fluorid?

Fluor ist ein chemisches Element aus der Gruppe der Halogene („Salzbildner“) und ist ein äußerst reaktionsfähiges Gas. In freier Form kommt es in der Natur nicht vor. Hier ist es z. B. an andere Mineralstoffe gebunden und heißt dann Fluorid. Natürlicherweise kommen Fluoride in Steinen, der Erde, in Lebensmitteln und Wasser vor. Sie sind auch ein normaler Bestandteil des Körpers und vor allem in Knochen und Zähnen enthalten. Zugesetzt wird Fluorid z. B. Zahnpasten oder Kochsalz.

Warum bekommt ein Baby Vitamin D?

Vitamin D ist für die Regulation des Calcium- und Phosphatstoffwechsels verantwortlich und damit entscheidend an der Härtung der Knochen beteiligt. Vitamin D wird in der Haut unter Einfluss von Sonnenlicht gebildet und über die Nahrung aufgenommen. Im ersten Lebensjahr stellen diese beiden Möglichkeiten die Versorgung des Säuglings nicht sicher: die empfindliche Säuglingshaut soll nicht direkter Sonnenbestrahlung ausgesetzt werden, und der Vitamin-D-Gehalt der Muttermilch ist meist gering. Deshalb sollen 400 bis 500 I.E. Vitamin D (10 bis 12,5 µg) im ersten Lebensjahr bzw. bis zum zweiten erlebten Frühsommer ergänzt werden.

Ich gebe Vitamin D als Tropfen. Wie gebe ich dann Fluorid?

Ein Kombinationspräparat mit Vitamin D und Fluorid gibt es in Tropfenform nicht. Wenn Eltern die Vitamin-D-Gabe in Form von Tropfen bevorzugen, dann erhält das Baby bis zum Zahndurchbruch zusätzlich eine Tablette mit 0,25 mg Fluorid. Ab Zahndurchbruch bis Ende des ersten Lebensjahres (12 Monate) haben Eltern dann zwei Möglichkeiten. Entweder sie geben Fluorid durch die Tablette weiter und putzen die Zähne ohne Zahnpasta oder mit einer fluoridfreien Zahnpasta. Oder sie putzen die Zähne mit einer reiskorngroßen Menge Zahnpasta mit 1.000 ppm Fluorid und lassen die Fluoridtablette weg. Die Vitamin-D-Tropfen werden in beiden Fällen bis zum zweiten erlebten Frühsommer weiter gegeben.

 

Lösen die neuen Handlungsempfehlungen zur Kariesprävention bisherige Empfehlungen des Netzwerks Gesund ins Leben zu Fluoridsupplementen ab?

Ja. Die neuen Handlungsempfehlungen zu Kariesprävention sind jetzt für die Fluoridgabe richtungsweisend. Die bisherigen Empfehlungen des Netzwerks Gesund ins Leben zu Fluoridsupplementen sind in den Empfehlungen zu Ernährung und Bewegung von Säuglingen und stillenden Frauen von 2016 enthalten und diese werden mit der nächsten Aktualisierung angepasst.

Aber es hat sich nicht alles geändert. Nach wie vor soll ab Geburt, in der Regel ab der zweiten Lebenswoche, täglich 400 bis 500 I. E. Vitamin D in Kombination mit 0,25 mg Fluorid gegeben werden. Ab Zahndurchbruch bis zum Ende des ersten Lebensjahres können Eltern dann aber wählen:

  • Sie können das Fluorid weiter in Kombination mit Vitamin D geben (wie bisher empfohlen) und sie putzen die ersten Zähne des Kindes ohne Zahnpasta oder mit einer geringen Menge fluoridfreier Zahnpasta.

oder

  • Sie putzen die ersten Zähne des Kindes mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta (1.000 ppm Fluorid, reiskorngroße Menge) und geben eine Tablette, die nur Vitamin D enthält.

Es soll auf keinen Fall beides verwendet werden (fluoridhaltige Zahnpasta und Fluoridtablette).

Ab dem Alter von 12 Monaten sollen die Zähne mit fluoridhaltiger Zahnpasta (1.000 ppm Fluorid) geputzt werden; von 12 bis 24 Monaten mit einer reiskorngroßen Menge Zahnpasta, ab 2 Jahren mit einer erbsengroßen Menge Zahnpasta.

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