Empfehlung
- Frauen, die eine Schwangerschaft planen, sollten ihre Zahngesundheit überprüfen und ggf. eine gezielte Behandlung durchführen lassen.
Grundlagen der Empfehlung
Eine unbehandelte mütterliche Parodontitis war in Studien mit einem erhöhten Risiko von Frühgeburt und niedrigem Geburtsgewicht assoziiert [255], [256], [257], [258]. Mütter mit unbehandelter Karies geben kariesassoziierte Bakterien an ihr Kind weiter [259], wodurch sich das Kariesrisiko des Kindes erhöht [256], [260]. Eine adäquate Mundhygiene und zahngesunde Ernährung reduzieren die kariesassoziierte Mikroflora. Vom Zahnarzt unterstützte Kariesprävention der Mutter in der Schwangerschaft hat das Potenzial, das spätere Kariesausmaß der Kinder zu verringern [261], [262].
Hintergrundinformationen
Eine regelmäßige adäquate Mundhygiene gehört zu den Maßnahmen der allgemeinen Gesundheitsvorsorge und wird für alle Erwachsenen empfohlen [254]. Veränderte Abwehrreaktionen in der Gingiva und hormonelle Umstellungen in der Schwangerschaft (erhöhte Östrogen- und Progesteronspiegel) begünstigen die Entstehung von Zahnfleischentzündungen (Gingivitiden), die durch erhöhte Empfindlichkeit und Blutungsneigung gekennzeichnet sind [263]. Eine bereits bestehende Parodontitis kann sich verschlechtern [263]. Ob eine Behandlung der Parodontitis das Risiko für Frühgeburt und niedriges Geburtsgewicht senkt, kann aufgrund der widersprüchlichen Studienlage nicht gesichert beantwortet werden [257], [258], [264].
Zur empfohlenen Zahn- und Mundhygiene gehört es, mindestens 2-mal täglich die Zähne mit fluoridhaltiger Zahnpasta zu putzen, die Zahnzwischenräume mittels Zahnseide oder Interdentalbürsten einmal täglich sorgfältig zu reinigen [254], [265] und die Zähne in individuell festgelegten Intervallen professionell beim Zahnarzt reinigen zu lassen. Die Häufigkeit ist u. a. vom individuellen Karies- und Parodontitisrisiko abhängig [266]. Die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie empfiehlt, die Mundhygiene durch eine professionelle Zahnreinigung mit Mundhygieneunterweisung zu Beginn und zum Ende der Schwangerschaft zu unterstützen [263].
Bei Erkrankungen an Zähnen und Zahnfleisch sollte der Zahnarzt möglichst schon vor der Schwangerschaft konsultiert werden. Neben präventiven und diagnostischen Maßnahmen können in der Regel auch zahnerhaltende Behandlungen während der Schwangerschaft durchgeführt werden, wie z. B. das Legen von Füllungen, die Versorgung mit Einzelkronen oder eine Parodontitisbehandlung [255], [267]. In der Schwangerschaft dürfen in der Regel keine Amalgamfüllungen gelegt werden [268]. Bei gegebener Indikation können Amalgamfüllungen entfernt und durch anderes Füllungsmaterial ersetzt werden.