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Zum Stillen machen viele Halbwahrheiten und Irrtümer die Runde. Wir gehen Mythen auf den Grund und geben verlässliche, wissenschaftlich fundierte Antworten.

Hängt die Milchmenge von der Brustgröße ab?

Nein. An der Brustgröße an sich lässt sich nicht ablesen, wie viel Milch eine Mutter für ihr Kind bildet. Die Größe und Form von Brüsten ist von Frau zu Frau sehr unterschiedlich. Für die Milchbildung ist das Milchdrüsengewebe in der Brust entscheidend. Kleine und große Brüste haben Milchdrüsengewebe und damit die Fähigkeit, Milch zu bilden. Größere Brüste besitzen lediglich mehr Fettgewebe.

Wirkt sich Sport auf die Milchmenge aus?

Nein. Moderate Aktivität wirkt sich weder auf die Milchmenge noch auf die Zusammensetzung der Milch aus. Auch steigt bei dieser Intensität der Milchsäurewert in der Muttermilch nicht. Selbst wenn Mütter sportlich sehr aktiv sind und sich ihre Milch durch die dann höheren Milchsäurewerte geschmacklich leicht verändert, wird sie vom Säugling akzeptiert und schadet seiner Entwicklung nicht. 

Stillenden wird ausdrücklich empfohlen, körperlich aktiv zu sein und sich mit moderater Intensität zu bewegen. Denn Studien zeigen, dass Bewegung nach der Geburt das körperliche und seelische Wohlbefinden fördert und hilft, schneller wieder fit zu werden. Nachteile für das Stillen oder das Wachstum des Säuglings zeigten sich dabei nicht. Zur Gesundheitsförderung sind in der Stillzeit mindestens 30 Minuten körperliche Aktivität am Tag an möglichst vielen Tagen in der Woche empfehlenswert. Diese Menge nach der Geburt im Einklang mit der eigenen Verfassung aufbauen. Moderate Aktivität heißt, dass man leicht aus der Puste und ins Schwitzen kommt, sich aber noch unterhalten kann (sogenannter Talk Test).

Gibt es milchbildende oder milchhemmende Lebensmittel?

Pflanzenbestandteilen wie Fenchelsamen, Bockshornklee oder Inhaltsstoffen aus sogenannten „Milchbildungstees“ wird im Volksmund nachgesagt, die Milchbildung zu fördern. Wissenschaftliche Studien, die das belegen, gibt es jedoch nicht. Möglicherweise haben „Milchbildungstees“ einen Placeboeffekt oder erhöhen lediglich die Flüssigkeitsaufnahme. Stillenden Frauen wird empfohlen, regelmäßig zu trinken. Dass eine Flüssigkeitsaufnahme über den Bedarf hinaus die Milchbildung steigert, ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen. Auch, nicht, dass Bier die Milchbildung fördert. Möglicherweise verringert bzw. verzögert Alkohol sogar den Milchspendereflex.

Nicht selten wird Stillenden geraten, auf Pfefferminze und Salbei zu verzichten, weil sie die Milchbildung hemmen würden. Das ist wissenschaftlich jedoch nicht zuverlässig zu bewerten.

Gut belegt hingegen ist, dass häufiges Stillen in den ersten Tagen nach der Geburt hilft, die Milchbildung aufzubauen. Stillen nach Bedarf und effektives Trinken des Babys fördern die Bildung von reichlich Muttermilch. Wenn Stillende das Gefühl haben, die Milch reiche nicht, können sie Hebammen oder qualifizierte Stillberater*innen um Rat fragen.

Wird das Baby nicht satt, wenn es sehr lange trinkt?

Wird das Kind nach Bedarf gestillt, bekommt der Säugling ausreichend Muttermilch und wird satt. Beim Stillen nach Bedarf bestimmt das Baby, wie oft und wie lange es gestillt werden möchte. Je länger die Stillmahlzeit dauert, desto fettreicher und sättigender wird die Milch. Muttermilch hat am Ende einer Mahlzeit bis zu fünfmal mehr Fett als zu Beginn. Babys sollten daher solange an der Brust trinken dürfen, wie sie es verlangen. Damit passt sich die Milchmenge dem Bedarf des Kindes an.

Jeder Säugling hat ein individuelles Trinkverhalten. Manche Kinder trinken sehr langsam, andere hastig und schnell. Eine Stillzeit von 20 bis 45 Minuten pro Brustseite ist typisch. Aber auch bei deutlich kürzeren Stillmahlzeiten kann der Säugling ausreichende Mengen Milch trinken. Solange das Baby gut zunimmt, ist jede Stilldauer in Ordnung.

Haben Mütter von Frühgeborenen überhaupt Milch?

Das Drüsengewebe der mütterlichen Brust bildet bereits ab der 16. Schwangerschaftswoche in kleinen Mengen Kolostrum. Diese erste Milch ist direkt nach der Geburt verfügbar. Auch dann, wenn das Baby vor dem errechneten Termin zur Welt kommt. So kann auch ein zu früh geborenes Baby direkt mit Muttermilch versorgt werden. Gerade Frühgeborene profitieren von Muttermilch. Nach einer Frühgeburt ist zum Beispiel der Gehalt vieler Abwehrstoffe höher als nach einer termingerechten Geburt (Ausnahmen gibt es bei Frühgeborenen vor der 30. Woche).

Je kleiner und unreifer das Baby, desto wichtiger ist die Unterstützung der Familie. Bei den kleinsten Frühgeborenen ist das Anlegen an der Brust oft erst nicht möglich. Sie werden mit von Hand gewonnener oder abgepumpter Muttermilch gefüttert. Im Laufe der Zeit wird das Baby das Saugen, Schlucken und Atmen immer besser koordinieren können und kann dann versuchen an der Brust zu trinken, wenn es bei der Mutter einen Stillwunsch gibt. Frühe und häufige Muttermilchgewinnung stimuliert die Milchbildung und hilft dann, sie sicher aufzubauen.

Kann ich stillen, wenn ich Medikamente nehme?

Für fast jede Erkrankung finden sich stillverträgliche Medikamente. Bei richtiger Auswahl können Medikamente deshalb meist ohne Unterbrechung des Stillens eingenommen werden. Stillende sollten grundsätzlich jede Art von Medikamenten (auch nicht verschreibungspflichtige) nur nach ärztlicher Rücksprache einnehmen.

Um auf übliche Beschwerden vorbereitet zu sein, die mit nicht verschreibungspflichtigen
Medikamenten behandelt werden können, kann die Mutter vorab schon ärztlichen Rat
einholen, z. B. zu geeigneten Schmerz- oder Fiebermitteln. 

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