Die gerade aktualisierten bundesweit einheitlichen „Handlungsempfehlungen zur Ernährung und Bewegung von Säuglingen und stillenden Frauen“ des Netzwerks Gesund ins Leben zeigen Fachkräften in der Elternberatung, wie das Essenlernen auf vielfältige Weise unterstützt werden kann.
Essenlernen heißt für Säuglinge vor allem einen Hunger- und Sättigungsrhythmus zu entwickeln. Über verschiedene Signale (z.B. durch Blickverhalten, Gesichtsausdruck, Körperhaltung, mit Worten oder Lauten) teilt das Baby mit, ob es Hunger hat, essen will oder satt ist. Eltern sollten die Signale ihres Kindes wahrnehmen, richtig interpretieren und entsprechend reagieren. Dieser wechselseitige Prozess zwischen Eltern und Kind wird als Responsive Feeding bezeichnet. Das bedeutet: Eltern sorgen für ein angemessenes Nahrungsangebot – jedoch entscheidet das Kind selbst, was und wie viel es trinkt und isst. Ablenkungen während des Essens sollten vermieden werden und der Säugling nicht zum Essen gedrängt oder damit beruhigt werden. Wenn das Kind die Mahlzeit ablehnt oder sie früher abbricht, genügen 1–2 Versuche, das Kind zum Essen zu ermutigen. Extraspeisen als Ersatz sollten nicht angeboten werden.
Hunger und Sättigung: Teamarbeit ist gefragt!
Die Wahrnehmung von Hunger- und Sättigungssignalen hilft einer Überfütterung und potentiell übermäßiger Gewichtszunahme vorzubeugen. „Auch für eine gesunde seelische Entwicklung ist es von Bedeutung, die Signale des Kindes zu verstehen und sie richtig zu beantworten. Es stärkt die Bindung zwischen Eltern und Kind“, erklärt Ernährungswissenschaftlerin Maria Flothkötter, Leiterin des Netzwerks Gesund ins Leben.
So kommen Babys auf den Geschmack
Neben der Förderung der kindlichen Selbstregulation steigert eine frühe Geschmacksvielfalt die Akzeptanz von gesunden Lebensmitteln und unterstützt langfristig die Ausbildung eines gesunden Essverhaltens. Säuglingen sollte die Möglichkeit gegeben werden, neue Lebensmittel zu entdecken und mit allen Sinnen zu erfahren. Geschmacksvorlieben bilden sich durch wiederholtes Probieren. Führen Eltern neue Lebensmittel oder Speisen ein, sollten sie dem Säugling mehrmals ohne Zwang und mit Geduld angeboten werden. Lehnt das Kind sie ab, sollten sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder angeboten werden. Entscheidend ist es, schrittweise eine abwechslungsreiche Ernährung aufzubauen, denn Geschmackserfahrungen der frühen Kindheit können sich auf spätere Geschmacks- und Lebensmittelvorlieben auswirken.
Eine entspannte und angenehme Atmosphäre beim Essen kann die Entwicklung des Ernährungsverhaltens positiv beeinflussen. Gemeinsame Mahlzeiten machen nicht nur satt, sondern erfüllen auch das Bedürfnis nach Nähe, Geborgenheit und Zuwendung. Regelmäßige Mahlzeiten sind Rituale, die das kindliche Sicherheitsbedürfnis stillen, indem sie Strukturen und Verlässlichkeit schaffen. Das Kind lernt, dass es Zeiten zum Essen und Trinken und Zeiten für andere Aktivitäten wie Spielen, Krabbeln, Kuscheln, Nach-draußen-Gehen gibt.
Für die Elternberatung: Empfehlungen zum Essenlernen
Das Thema „Essenlernen im Säuglingsalter“ ist Bestandteil der aktualisierten Handlungsempfehlungen zur Ernährung und Bewegung von Säuglingen und stillenden Frauen des Netzwerks Gesund ins Leben. Der Beratungsstandard wird von allen relevanten Berufsverbänden und Fachgesellschaften unterstützt. Er ist online auf www.gesund-ins-leben.de verfügbar und kann als Sonderdruck gegen eine Versandkostenpauschale von 3 Euro bestellt werden.
Veröffentlichung kostenlos unter Quellenangabe: www.gesund-ins-leben.de
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