Reiss K, Flothkötter M, Greif NP, Kolip P. Akzeptanz von Handlungsempfehlungen des Netzwerks „Gesund ins Leben – Netzwerk Junge Familie“ zur Säuglingsernährung und Ernährung der stillenden Mutter. Befragung unterschiedlicher Berufsgruppen. Das Gesundheitswesen 2018; 80(5):482-488.
Zusammenfassung
Ziel der Studie
Das Ziel dieser Untersuchung liegt in der Ermittlung der Akzeptanz der einheitlichen Handlungsempfehlungen des Netzwerks „Gesund ins Leben – Netzwerk Junge Familie“ zu den Themen Säuglingsernährung und Ernährung der stillendenden Mutter bei unterschiedlichen Berufsgruppen.
Methodik
Webbasierte Befragung u. a. unter Frauenärzten/-innen, Kinder- und Jugendärzten/-innen und Hebammen/Entbindungspflegern sowie eine zweite webbasierte Befragung unter Kinder- und Jugendärzten/-innen. Die Zustimmung wurde dichotom erfasst. Der prozentuale Zustimmungsgrad wurde als gering (<75%), mäßig (75–89%), stark (90–94%), sehr stark (95–99%) und absolut (100%) kategorisiert.
Ergebnisse
An der ersten Befragung nahmen 1 311 Personen teil (n=908 Hebammen/Entbindungspfleger), wovon 77,6% angaben, die Handlungsempfehlungen zu kennen. Der durchschnittliche Zustimmungsgrad war bei Hebammen/Entbindungspflegern mit 67,5% am geringsten. An der zweiten Befragung nahmen 119 Kinder- und Jugendärzte/-innen teil, wobei 86,5% Kenntnis von der Existenz der Empfehlungen hatten. Geringe Akzeptanz wiesen bei allen Berufsgruppen insbesondere die Empfehlungen zu den Nährstoffsupplementen Iod und Fluorid auf. Als Ablehnungsgründe wurden eine Orientierung an der individuellen Situation der jungen Familie, an anderen Empfehlungen oder an eigenen Erfahrungen angeführt.
Schlussfolgerung
Die Übertragung der Handlungsempfehlungen in die Hebammenpraxis scheint noch nicht gelungen. Aufgrund der überproportionalen Beteiligung von Hebammen/Entbindungspflegern sind die Ergebnisse aber nicht auf andere Berufsgruppen übertragbar. Die Integration der Empfehlungen in die Aus-, Fort- und Weiterbildung der Berufsgruppen, die Überarbeitung eventuell missverständlicher Formulierungen sowie die Kommunikation der wissenschaftlichen Hintergründe sind sinnvolle Ansatzpunkte für eine Akzeptanzsteigerung.