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HA-Nahrungen wurden lange für nicht oder teilgestillte Babys mit erhöhtem Allergierisiko empfohlen. Eine aktuelle Bewertung der wissenschaftlichen Datenlage sowie veränderte rechtliche Rahmenbedingungen haben zu neuen Empfehlungen geführt.

Zwei Frauen liegen mit einem kleinen Baby im Bett und schauen es verbunden an
iStock.com/Porta

Säuglinge aus Familien, in denen mindestens ein biologisches Elternteil oder Geschwisterkind von atopischen Erkrankungen wie Asthma bronchiale, atopischer Dermatitis oder einer Nahrungsmittelallergie betroffen sind, tragen ein erhöhtes Risiko, im Laufe ihres Lebens selbst eine Allergie zu entwickeln [1]. In Bezug auf die Ernährung gilt für sie wie für andere Säuglinge, dass sie im 1. Lebenshalbjahr gestillt werden sollen, mindestens bis zum Beginn des 5. Lebensmonats ausschließlich. Auch nach Einführung der Beikost – spätestens zu Beginn des 7. Lebensmonats – wird empfohlen weiter zu stillen; wie lange insgesamt, bestimmen Mutter und Kind [2]. Zwar gibt es keine eindeutigen Belege, dass das Stillen die Allergieprävention unterstützt. Es hat aber viele andere gesundheitliche Vorteile für Mutter und Kind und kann die Bindung zwischen ihnen fördern [2, 3].

Falls nicht oder nur teilweise gestillt wird, sollen Babys eine industrielle, nach den gesetzlichen Regelungen hergestellte Säuglingsanfangsnahrung erhalten. Unter Berücksichtigung der aktuellen Datenlage und gesetzlichen Rahmenbedingungen hat der wissenschaftliche Beirat des Netzwerks Gesund ins Leben die nationalen Empfehlungen zur Ernährung und Bewegung von Säuglingen und stillenden Frauen hierzu aktualisiert [2]. Für Säuglinge mit erhöhtem Allergierisiko sollte nun gemäß den neuen Empfehlungen geprüft werden, ob für die Zeit bis zur Einführung der Beikost eine Säuglingsanfangsnahrung mit einem von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bestätigten Wirksamkeitsnachweis zur Allergievorbeugung verfügbar ist. Bislang ist das nicht der Fall (Stand: 6/2024) [4]. Solange keine Säuglingsanfangsnahrung mit einem bestätigten Wirksamkeitsnachweis verfügbar ist, kann keine Empfehlung für oder gegen eine bestimmte Nahrung zum Zweck der Allergieprävention gegeben werden. Bis auf Weiteres können Eltern daher nach Belieben eine industriell hergestellte Säuglingsanfangsnahrung auswählen.  

Im Wortlaut: aktualisierte Empfehlung "Auswahl von Säuglingsnahrung bei erhöhtem Allergierisiko"

Marktangebot von Säuglingsnahrungen

In Deutschland gibt es zwei Arten von Flaschennahrungen: Säuglingsanfangs- und Folgenahrung. Säuglingsanfangsnahrungen tragen das Kürzel „Pre“ oder die Ziffer „1“ und können über das gesamte 1. Lebensjahr zunächst als alleinige Nahrungsquelle und später ergänzend zur Beikost gegeben werden [5, 6]. Eine „2“ oder höhere Zahl weist Folgenahrung aus. Sie kann in der Regel frühestens ab einem Alter von 6 Monaten und mit Beikost gefüttert werden [2, 7]. Als Eiweißquelle enthalten die Nahrungen Kuhmilch-, Ziegenmilch- oder Sojaprotein, teils in hydrolysierter Form [7]. Hydrolysiert bedeutet, dass das Eiweiß aufgespalten ist – entweder teilweise (partiell) oder stark (extensiv).

Kein bestätigter Wirksamkeitsnachweis für HA-Nahrungen

Säuglingsnahrungen, die teilweise hydrolysiertes Kuhmilchprotein enthalten, sind häufig mit „HA-Nahrung“ gekennzeichnet. Über viele Jahre stand „HA“ als Abkürzung für „hypoallergen“. Das sollte darauf hindeuten, dass diese Nahrungen das Risiko für die Entwicklung von Allergien verringern können. Nun liegen aktuelle Studien und Bewertungen der Datenlage sowie entsprechend aktualisierte Leitlinien vor, die die frühere Empfehlung für die Verwendung von HA-Nahrung bei nicht oder nicht ausschließlich gestillten Säuglingen mit einem erhöhten Allergierisiko nicht mehr unterstützen.

Insgesamt ist die Datenlage zu allergievorbeugenden Effekten von HA-Nahrungen unsicher und kontrovers, aufgrund des Einsatzes von unterschiedlichen Proteinhydrolysaten, unterschiedlicher Studiendesigns, Interventions- und Beobachtungszeiten sowie betrachteter Endpunkte [8, 9]. Die S3-Leitlinie „Allergieprävention“ hat festgestellt, dass die Evidenz für eine klare positive Empfehlung für teilweise hydrolysierte Säuglingsnahrung bei nicht gestillten Risikokindern nicht mehr ausreicht [1]. Die europäische Leitlinie zur Prävention der Entwicklung von Nahrungsmittelallergien bei Säuglingen und Kleinkindern (EAACI-Leitlinie) gibt ebenfalls keine Empfehlung für oder gegen teilweise hydrolysierte Säuglingsanfangsnahrung zur Vorbeugung von Nahrungsmittelallergien im Säuglingsalter [8]. Auch die Ernährungskommissionen der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) und der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) sprechen in einer Stellungnahme zum Thema keine eindeutige Empfehlung für die Verwendung von teilweise hydrolysierten Säuglingsnahrungen aus [10].

Darüber hinaus fordern aktuelle rechtliche Vorgaben der Delegierten Verordnung (EU) 2016/127, dass eine allergievorbeugende Wirkung von Säuglingsnahrungen aus Proteinhydrolysaten durch geeignete klinische Studiendaten nachgewiesen und durch die EFSA bestätigt werden muss. Produkte dürfen ohne nachgewiesenen Nutzen nicht als hypoallergen beworben werden [7]. Die frühere generelle Empfehlung für HA-Nahrung für nicht oder teilweise gestillte Säuglinge mit erhöhtem Allergierisiko wurde damit durch eine produktspezifische Bewertung ersetzt.

Bisher ist keine Nahrung mit bestätigter Wirksamkeit verfügbar (Stand 06/2024). Zum Stand der Anfragen bezüglich Prüfung von Sicherheit, Eignung und allergievorbeugender Wirkung gibt es Informationen unter https://open.efsa.europa.eu/. Wenn ein Produkt mit bestätigtem Wirksamkeitsnachweis vorliegt, wird darüber entschieden, in welcher Weise Eltern und Fachkräfte über die allergiepräventive Eigenschaft zu informieren sind und wie die bestätigte Wirksamkeit für Verbraucher*innen erkennbar sein wird [7].

Hersteller nutzen die Bezeichnung „HA“ weiter, nun in der Regel für „hydrolysierte Anfangsnahrung“ oder bei Folgenahrungen für „hydrolysierte Anschlussnahrung“. Eltern können diese Nahrungen weiterhin wählen. Wie alle Säuglingsanfangs- und Folgenahrungen müssen auch HA-Nahrungen den gesetzlichen Vorgaben entsprechen und sind damit sicher und zur Ernährung des Säuglings geeignet. Eine nachgewiesene Wirkung im Hinblick auf die Allergievorbeugung besitzen sie jedoch nicht.

Auch für Produkte mit zugesetzten Bakterienstämmen, die als probiotisch beworben werden, oder für Produkte mit Präbiotika, ist eine allergievorbeugende Wirkung nicht belegt [1]. Weil sich der Forschungs- und Entwicklungsstand ändern kann, sollten Eltern, die ihre allergiegefährdeten Babys nicht oder nur teilweise stillen, prüfen, ob der Markt Produkte mit nachgewiesener Wirkung zur Allergievorbeugung bietet. Fachkräfte können hier mit aktuellen Informationen unterstützen.

Keine Empfehlung für Säuglingsnahrungen mit alternativer Eiweißquelle

Säuglingsnahrungen auf der Basis von Soja- oder Ziegenmilchprotein haben gegenüber kuhmilchbasierten Produkten keine Vorteile in Hinblick auf Allergieprävention [1, 11]. Ebenso wenig ist ein allergievorbeugender Nutzen für Tiermilchen wie Ziege, Stute oder Schaf oder von Getreidedrinks belegt [1]. Flaschennahrung für Säuglinge soll generell nicht aus Milch oder anderen Rohstoffen selbst hergestellt werden. Denn die Zusammensetzung selbst hergestellter Säuglingsmilchen entspricht nicht den Nährstoffbedürfnissen des Babys, was ernste gesundheitliche Risiken mit sich bringt [2].

Tipps zur Allergievorbeugung

Ob ein Säugling in seinem Leben eine Allergie entwickelt, wird neben einer familiären Vorbelastung auch von seinem Lebensumfeld beeinflusst. Dabei kommen viele Maßnahmen zur Allergieprävention der Gesundheit aller Säuglinge zugute. So sollte in ihrem Beisein generell auf das Rauchen verzichtet werden. Auch Schwangere sollten nicht rauchen und nicht dem Tabakrauch Dritter ausgesetzt sein. Belastungen der Luft durch etwa Autoabgase, Lösungsmittel aus Lacken oder Wandfarben sowie ein feuchtes Innenraumklima, das Schimmelwachstum begünstigt, gilt es zu vermeiden. Für das Impfen sind keine nachteiligen Effekte auf die Entwicklung von Allergie bekannt. Alle Kinder sollen nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) geimpft werden [1].

Einige Studien liefern Hinweise, dass eine vielseitige Ernährung des Kindes im 1. Lebensjahr einen schützenden Effekt auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen haben kann. Zur Prävention der Hühnereiallergie empfiehlt die S-3 Leitlinie vollständig durcherhitztes Hühnerei mit der Beikost einzuführen und regelmäßig zu geben [1]. Es gibt keine gesicherten Belege, nach denen bestimmte Lebensmittel im Säuglingsalter zur Allergievorbeugung gemieden werden sollten [12, 13].

Im Hinblick auf Haustiere spricht aus allergiepräventiver Sicht nichts gegen die Haltung eines Hundes. In Familien, in denen ein erhöhtes Risiko für Allergien besteht, sollte keine Katze neu aufgenommen werden. Wenn schon eine Katze im Haus ist, gibt es keine Empfehlung sie im Hinblick auf die Allergievorbeugung abzugeben, denn es fehlt die Evidenz, dass das hier Vorteile bringt. Für Empfehlungen zu anderen Haustieren fehlen Daten [1].

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Häufige Fragen zu HA-Nahrung

Was heißt erhöhtes Allergierisiko?

Kinder haben ein erhöhtes Risiko für Allergien, wenn bei mindestens einem Elternteil oder einem Geschwisterkind eine atopische Erkrankung (Asthma bronchiale, allergische Rhinitis, atopische Dermatitis, Nahrungsmittelallergie) vorliegt.

Was bedeutet „HA“ auf den Packungen von Säuglingsnahrungen?

„HA“ ist ein Kurzwort aus Anfangsbuchstaben, das auf Säuglingsnahrungen mit partiell hydrolysiertem Kuhmilchprotein, also teilweise aufgespaltenem Kuhmilcheiweiß, zu finden ist.

Früher stand „HA“ für „hypo-allergen“ und sollte darauf hindeuten, dass diese Säuglingsnahrungen das Risiko für die Entwicklung von Allergien verringern können.

Aktuelle rechtliche Vorgaben fordern aber, dass eine allergievorbeugende Wirkung von Säuglingsnahrungen mit teilweise aufgespaltenem Kuhmilcheiweiß durch klinische Studien nachgewiesen und durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bestätigt werden muss.

Derzeit gibt es kein Produkt mit von der EFSA bestätigter allergievorbeugender Wirkung (Stand 06/2024), daher darf dieser Nutzen auch nicht beworben werden.

Das vertraute Kurzwort „HA“ wird aber weiterhin von Herstellern für Nahrungen mit Proteinhydrolysaten (teilweise aufgespaltenes Kuhmilcheiweiß) verwendet. Auf Säuglingsanfangsnahrung wird HA nun mit „hydrolysierter Anfangsnahrung“ übersetzt und bei Folgenahrung mit „hydrolysierter Anschlussnahrung“.

Ist HA-Nahrung zur Allergieprävention sinnvoll?

Solange keine Säuglingsanfangsnahrung mit einem bestätigten Wirksamkeitsnachweis von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) verfügbar ist, kann keine Empfehlung für oder gegen eine bestimmte Nahrung zum Zweck der Allergieprävention gegeben werden. Derzeit steht keine Säuglingsnahrung zur Verfügung, für die eine allergiepräventive Wirkung durch die EFSA bestätigt und eine entsprechende werbliche Aussage befürwortet wurde (Stand 06/2024).

Insgesamt ist die Datenlage hinsichtlich allergievorbeugender Effekte von HA-Nahrungen unsicher und kontrovers.

Warum haben sich die Empfehlungen zur Auswahl von Säuglingsnahrung bei erhöhtem Allergierisiko geändert?

Die Aktualisierung der Empfehlungen zur „ Auswahl von Säuglingsnahrung bei erhöhtem Allergierisiko “ wurde aufgrund veränderter rechtlicher Rahmenbedingungen erforderlich. Neu ist, dass nicht nur die Sicherheit und Eignung einer jeden Säuglingsnahrung, die Proteinhydrolysate enthält, vor dem Inverkehrbringen nachgewiesen, sondern auch die allergievorbeugende Wirkung durch Studien belegt und von der EFSA bestätigt werden muss. Nur dann dürfen Hersteller eine entsprechende gesundheitsbezogene Angabe machen.

Ebenso liegen nun aktuelle Studienergebnisse und Bewertungen der Datenlage sowie entsprechende Leitlinien/Stellungnahmen (S3-Leitlinie zur Allergieprävention, Leitlinie der EAACI zur Prävention der Entwicklung von Nahrungsmittelallergien bei Säuglingen und Kleinkindern, Stellungnahme der ÖGKJ und DGKJ) vor, die die frühere Empfehlung für die Verwendung von HA-Nahrung bei nicht ausschließlich gestillten Säuglingen mit einem erhöhten Allergierisiko nicht mehr unterstützen.

Gibt es derzeit eine HA-Nahrung mit einem von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bestätigten Wirksamkeitsnachweis?

Seit den veränderten gesetzlichen Regelungen, die im Februar 2022 in Kraft getreten sind, wurde nur eine Säuglingsanfangsnahrung auf Basis von partiell hydrolysiertem Molkenprotein hinsichtlich ihrer Wirksamkeit zur Prävention von atopischer Dermatitis bei Säuglingen mit erhöhtem Allergierisiko von der EFSA bewertet, und es wurde kein entsprechender Zusammenhang bestätigt. Damit ist derzeit keine hydrolysierte Säuglingsnahrung mit bestätigtem Wirksamkeitsnachweis verfügbar (Stand 06/2024).

Zum Stand der Anfragen bezüglich Prüfung von Sicherheit, Eignung und allergievorbeugender Wirkung gibt es Informationen unter https://open.efsa.europa.eu/.

Wo bzw. wie können Eltern und/oder Fachkräfte prüfen, ob es eine Säuglingsanfangsnahrung mit einem von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bestätigten Wirksamkeitsnachweis gibt?

Die werbliche Aussage, dass eine Säuglingsnahrung eine allergievorbeugende Wirkung hat, muss von der Europäischen Kommission zugelassen werden. Dafür muss die allergiepräventive Wirkung des entsprechenden Produkts durch geeignete klinische Studiendaten nachgewiesen und durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bestätigt worden sein.

Bisher ist keine HA-Nahrung mit bestätigter Wirksamkeit verfügbar (Stand 06/2024).

Zum Stand der Anfragen bezüglich Prüfung von Sicherheit, Eignung und allergievorbeugender Wirkung gibt es Informationen unter https://open.efsa.europa.eu/.

Wenn ein Produkt mit bestätigtem Wirksamkeitsnachweis vorliegt, wird darüber entschieden, in welcher Weise Eltern und Fachkräfte über die allergiepräventive Eigenschaft zu informieren sind und wie die bestätigte Wirksamkeit für Verbraucher*innen erkennbar sein wird.

Was können Eltern tun, um eine Allergie bei Säuglingen mit erhöhtem Allergierisiko vorzubeugen?

Säuglinge, die ein erhöhtes Allergierisiko haben, sollen ebenso wie Säuglinge ohne erhöhtes Risiko gemäß den Handlungsempfehlungen des Netzwerks Gesund ins Leben, gestillt werden. Werden sie nicht oder nicht ausschließlich gestillt, erhalten sie eine industrielle, nach den gesetzlichen Regelungen hergestellte Säuglingsanfangsnahrung. Eine Empfehlung für oder gegen eine bestimmte Säuglingsanfangsnahrung zum Zwecke der Allergieprävention kann nicht gegeben werden.

Das können (werdende) Eltern tun, um einer Allergie vorzubeugen:

  • Da Tabakrauch das Allergierisiko erhöht, sollen Säuglinge Tabakrauch nicht ausgesetzt sein. Auch Schwangere sollen nicht rauchen und sich nicht in Räumen aufhalten, in den geraucht wird oder geraucht wurde.
  • In Familien, in denen ein erhöhtes Risiko für Allergien besteht, sollte keine Katze neu aufgenommen werden.
  • Alle Säuglinge, und ganz besonders auch Säuglinge, die ein erhöhtes Allergierisiko haben, sollten vor hoher Belastung von Luftschadstoffen geschützt werden.
  • Auch allergiegefährdete Kinder sollen nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) geimpft werden.

Die Beikost, die laut der derzeit für Deutschland gültigen Handlungsempfehlungen frühestens Anfang des 5. Monats, spätestens Anfang des 7. Monats eingeführt werden soll, sollte vielfältig sein. Mögliche Nahrungsmittelallergene sollten nicht ausschlossen werden.

Ist eine Säuglingsanfangsnahrung auf Basis von Ziegenmilch- oder Sojaprotein für die Allergievorbeugung von Vorteil?

Nein. Weder für Säuglingsanfangsnahrung auf Basis von Ziegenmilchprotein, noch für Säuglingsanfangsnahrung auf Basis von Sojaprotein ist ein allergievorbeugender Nutzen belegt. Daher sollten sie zum Zweck der Allergievorbeugung nicht gegeben werden.

Ist die Wahl von Säuglingsnahrung mit Probiotika oder Präbiotika zum Zweck der Allergievorbeugung sinnvoll?

Nein. Vorteile von Säuglingsanfangs- und Folgenahrungen mit Zusatz von Bakterienstämmen, die als „probiotisch“ wirken sollen, und/oder mit „Präbiotika“ (z. B. Galakto- oder Frukto-Oligosaccharide) zum Zweck der Allergievorbeugung, sind nicht ausreichend belegt. Sie sollen daher nicht zu diesem Zweck gegeben werden.

Was ist der Unterschied zwischen HA-Nahrung und anderen Säuglingsnahrungen?

Der Unterschied zwischen HA-Nahrung und anderen Säuglingsnahrungen liegt im enthaltenen Protein (Eiweiß). Säuglingsnahrungen können Kuhmilchprotein, Ziegenmilchprotein, Sojaproteinisolate (pur oder gemischt mit Kuh- oder Ziegenmilchprotein) oder hydrolysiertes Kuhmilchprotein (also aufgespaltenes Kuhmilcheiweiß) als Proteinquelle enthalten. Hydrolysiert bedeutet, dass das Eiweiß aufgespalten ist – entweder teilweise (partiell) oder stark (extensiv). Säuglingsnahrungen, die teilweise hydrolysiertes Kuhmilchprotein enthalten, sind häufig mit „HA“ Nahrung (= hydrolysierte Anfangs- bzw. Anschlussnahrung) gekennzeichnet.

Durch die Hydrolysierung verändert sich auch der Geschmack der Säuglingsnahrung. HA-Nahrungen schmecken bitter.

Zudem sind HA-Nahrungen teurer als reguläre Säuglingsnahrungen.

Was ist der Unterschied zwischen Pre-, 1- und 2-Nahrungen und HA-Nahrungen?

Wenn nicht oder nicht ausschließlich gestillt wird, soll das Baby eine industriell hergestellte Säuglingsanfangsnahrung erhalten. Die Zusammensetzung und Verwendung dieser Nahrungen sind gesetzlich geregelt. Säuglingsanfangsnahrungen (Pre- oder 1-Nahrungen) sind von Geburt an und für das gesamte 1. Lebensjahr geeignet. Folgenahrung (2-Nahrung) kann frühestens mit Beginn der Beikost gegeben werden.

Pre-, 1- und 2-Nahrungen gibt es auch als sogenannte HA-Nahrungen (= hydrolysierte Anfangs- bzw. Anschlussnahrung). Im Vergleich zu den anderen Säuglingsanfangs- und Folgenahrungen enthalten HA-Nahrungen partiell hydrolysiertes (teilweise aufgespaltenes) Kuhmilchprotein.

Schadet es, wenn Eltern ihrem Kind HA-Nahrung geben?

Nein. HA-Nahrungen sind sicher und zur Ernährung des Säuglings geeignet. Sie müssen wie alle Säuglingsanfangs- und Folgenahrungen den Vorgaben der in der EU geltenden Verordnung (EU) 2016/127 entsprechen.

Ist eine HA-Nahrung leichter verdaulich als eine andere Säuglingsanfangsnahrung?

Alle Säuglingsanfangs- und Folgenahrungen müssen den gesetzlichen Vorgaben der in der EU geltenden Verordnung (EU) 2016/127 entsprechen und sind damit sicher und zur Ernährung des Säuglings geeignet. Dies trifft auch auf HA-Nahrungen zu, deren Sicherheit und Eignung für jedes einzelne Produkt durch den Hersteller zu belegen ist.

Es liegt keine ausreichende Datenlage vor, um eine Aussagen zur Frage, ob HA-Nahrungen leichter verdaulich sind als anderer Säuglingsnahrungen, treffen zu können.

Was ist der Unterschied zwischen einem erhöhten Allergierisiko und einer nachgewiesenen Allergie?

Kinder haben ein erhöhtes Risiko für Allergien, wenn bei mindestens einem Elternteil oder einem Geschwisterkind eine atopische Erkrankung vorliegt, z. B. Asthma bronchiale, allergische Rhinitis/allergischer Schnupfen, atopische Dermatitis/Neurodermitis, Nahrungsmittelallergie. Das bedeutet aber nicht, dass die Kinder automatisch auch Allergien zeigen.

Eine Allergie ist dann „nachgewiesen“, wenn diese ärztlich diagnostiziert wurde (Formular-Tipp zum Umgang mit Nahrungsmittelallergien und -unverträglichkeiten).

Literatur

[1] Kopp MV, Muche-Borowski C, Abou-Dakn M et al. S3-Leitlinie Allergieprävention (Stand 11. November 2022). Im Internet: register.awmf.org/assets/guidelines/061-016l_S3_Allergiepraevention_2022-11.pdf, Zugriff 21.06.2024

[2] Abou-Dakn M, Abou-Omar K, Alaze-Hagemann F et al. Ernährung und Bewegung von Säuglingen und stillenden Frauen 2024. Teilaktualisierte Handlungsempfehlungen des bundesweiten Netzwerks Gesund ins Leben. Monatsschr Kinderheilkd 2024, 172, https://doi.org/10.1007/s00112-024-02014-7

[3] Fenner A, Hennecke J et al. Basiswissen Stillen. Eltern praxisnah begleiten und informieren. Bonn: BLE, 2023

[4] EFSA. Open EFSA. Im Internet: https://open.efsa.europa.eu/; Zugriff: 30.6.2024

[5] EFSA NDA Panel (EFSA Panel on Dietetic Products NaA). Scientific opinion on the essential composition of infant and follow-on formulae. EFSA J 2014; 12(3760):106, https://doi.org/10.2903/j.efsa.2014.3760

[6] Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Bührer C, Genzel-Boroviczény O et al. Ernährung gesunder Säuglinge. Empfehlungen der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Monatschr Kinderheilkd 2014. 162:527–538, DOI 10.1007/s00112-014-3129-2

[7] Europäische Kommission. DELEGIERTE VERORDNUNG (EU) 2016/127 DER KOMMISSION vom 25. September 2015 zur Ergänzung der Verordnung (EU) Nr. 609/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates im Hinblick auf die besonderen Zusammensetzungs- und Informationsanforderungen für Säuglingsanfangsnahrung und Folgenahrung und hinsichtlich der Informationen, die bezüglich der Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern bereitzustellen sind. Amtsblatt der Europäischen Union 2015; L 25: 1–29

[8] Halken S, Muraro A, de Silva D et al. EAACI guideline: Preventing the development of food allergy in infants and young children (2020 update). Pediatric allergy and immunology: official publication of the European Society of Pediatric Allergy and Immunology 2021; 32: 843–858

[9] EFSA Panel on Nutrition NF, Food A, Castenmiller J et al. Efficacy of an infant formula manufactured from a specific protein hydrolysate derived from whey protein isolate and concentrate produced by Societe des Produits Nestle S.A. in reducing the risk of developing atopic dermatitis. EFSA J 2021; 19: e06603, https://doi.org/10.2903/j.efsa.2021.6603

[10] Bührer C, Ensenauer R, Jochum F et al. Zufüttern zum Stillen bei reifen Neugeborenen in der ersten Lebenswoche und alimentäre Allergieprävention bei nichtgestillten Säuglingen. Monatsschrift Kinderheilkunde 2023, doi.org/10.1007/s00112-023-01725-7

[11] Osborn DA, Sinn J. Soy formula for prevention of allergy and food intolerance in infants. CochraneDatabase Syst Rev 2006. doi.org/10.1002/14651858.CD003741.pub3

[12] Kersting M, Kalhoff H, Voss S, Jansen K, Lücke T. Empfehlungen für die Säuglingsernährung in Deutschland – Der aktualisierte Ernährungsplan für das 1. Lebensjahr. Ernährungs Umschau international. 2021; 6: 110–116, doi.org/10.4455/eu.2021.023

[13] EFSA Panel on Nutrition, Novel Foods and Food Allergens (NDA): Scientific opinion on the appropriate age range for introduction of complementary feeding into an infant’s diet. EFSA J 2019; 17(9): 5780–6021, https://doi.org/10.2903/j.efsa.2019.5780

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