Empfehlungen
- Eltern sind für ein ausgewogenes Nahrungsangebot zuständig. Das Kind entscheidet selbst, wie viel es davon isst. Eltern sollten die Hunger- und Sättigungssignale des Kindes respektieren.
- Eltern bieten zunächst eine kleine Portion an bzw. das Kind nimmt sich eine Portion, sobald es sich selbst bedienen kann. Das Kind kann nachfordern bzw. sich nachnehmen, bis es satt ist.
- Eltern sollten ihrem Kind ermöglichen, sich auf das Essen zu konzentrieren. Sie vermeiden Ablenkungen. Sie animieren das Kind nicht mit Tricks, Überzeugungsszenarien, Versprechen oder Spielen zum Essen.
- Essen sollte nicht zur Belohnung oder zur Bestrafung eingesetzt werden.
- Essen ist keine Leistung. Eltern sollten das Kind nicht übermäßig für das, was und wie viel es isst, loben.
- Beendet das Kind die Mahlzeit frühzeitig oder will es nichts essen, dann genügen 1–2 Versuche der Eltern, das Kind zum Essen zu ermutigen. Sie sollten keine Extraspeisen als Ersatz anbieten.
Hintergrund
Die Fähigkeit, die Energieaufnahme über Hunger und Sättigung selbst zu regulieren und die Verzehrmenge auf die physiologischen Bedürfnisse abzustimmen (Selbstregulation), ist angeboren und bei Säuglingen und Kleinkindern am stärksten ausgeprägt. Mit zunehmendem Lebensalter steuern zusätzlich viele äußere Faktoren die Nahrungsaufnahme [1]. Die Beachtung der Signale des Kleinkindes und ein angemessenes Reagieren darauf kann die Selbstregulation stärken und der Entwicklung von Übergewicht vorbeugen [2, 3]. Das Ausüben von Druck, etwas (Bestimmtes) zu essen, kann diese Fähigkeit stören [3, 4, 5].
Hunger und Sättigung zeigen sich auf verschiedene Weise. Signale, dass das Kind etwas essen will, äußern sich häufig durch Gesten oder verbal [6, 7]. Ein Grummeln im Magen, ein Verschlechtern der Stimmung oder der Konzentration, ein Blass- oder Mattwerden deuten auf Hunger hin. Ein gefüttertes Kind zeigt aktive Bereitschaft zum Essen, wenn es z. B. den Mund öffnet, bevor der Löffel die Lippen berührt oder mit dem Kopf dem Löffel entgegengeht. Isst das Kind langsamer, dreht es den Kopf bzw. den Körper weg, lässt sein Interesse am Essen nach, spielt es mit dem Essen und wirkt es entspannt, kann dies auf Sättigung hindeuten [6, 7]. Wenn ein Kind nicht (mehr) essen will oder wenn es Essen (nachdem es probiert hat) ablehnt, respektieren die Eltern dies, reagieren gelassen und beenden die Mahlzeit eindeutig (z. B. durch Wegräumen des Tellers). Eltern bestrafen das Kind nicht und drohen nicht mit Strafe, z. B. durch Verbot von bevorzugten Speisen oder Ausschluss vom gemeinsamen Essen.
Selbstständig essen lernen im Kleinkindalter heißt auch, Hunger und Sättigung als Regulationsmechanismen der Nahrungsaufnahme von emotionalen Zuständen zu unterscheiden [8]. Essen hat eine beruhigende, entspannende Wirkung. Nutzen Eltern Lebensmittel regelmäßig, um ihr Kind zu trösten oder zu belohnen, kann dies zu einem ungesunden Essverhalten des Kindes oder zu Übergewicht beitragen [2].
Durch das Vorsetzen großer Essensmengen kann sich ein Kind leicht überfordert fühlen. Deshalb wird zunächst eine kleine Portion auf den Teller gegeben und ggf. etwas nachgegeben, wenn das Kind es möchte. Viele Eltern sorgen sich, dass ihr Kind nicht genug isst. Die verzehrte Nahrungsmenge ist jedoch interindividuell sehr unterschiedlich, wie Auswertungen im Rahmen der DONALD-Studie zeigen [9]. Ist das Kind gesund, aktiv und zufrieden, können Eltern davon ausgehen, dass es ausreichende Mengen isst. Sorgen sie sich um das Körpergewicht, sollten sie sich an einen Kinder- und Jugendarzt wenden. Das Körpergewicht wird im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen erhoben und anhand von Perzentilkurven (z. B. im Kinderuntersuchungsheft) beurteilt.