1. Wertvoll: Stillen ist von der Natur vorgesehen
Stillen ist die normale Form der Säuglingsernährung. Der Körper bereitet sich schon in der Schwangerschaft darauf vor und beginnt ab der 16. Woche Milch zu bilden. So ist direkt nach der Geburt Milch für das Baby da. Die erste Milch heißt Kolostrum. Sie ist besonders wirksam, um das Immunsystem des Kindes aufzubauen.
Darum ist Kolostrum so besonders.
Muttermilch liefert dem Baby von Natur aus alle Nährstoffe, damit es wachsen und sich entwickeln kann. Die Inhaltsstoffe passen sich über Monate hinweg immer wieder an die Bedürfnisse des Babys an. Damit ist das Kind im ersten halben Jahr vollständig versorgt und braucht weder zusätzliche Nahrung noch ergänzende Flüssigkeit.
Gesund für Mutter und Kind
Gestillte Kinder sterben seltener am Plötzlichen Kindstod als nicht gestillte Kinder. Sie haben weniger häufig Durchfall und Mittelohrentzündungen und im späteren Leben seltener Typ 2 Diabetes oder Übergewicht. Auch die Mutter profitiert vom Stillen. Kurzfristig, weil die Gebärmutter sich schneller zurückbildet als bei nicht-stillenden Frauen. Langfristig, weil es das Risiko für Brustkrebs, Eierstockkrebs und Typ-2-Diabetes senkt. Jegliches Stillen ist wertvoll – auch Teilstillen.
2. Bindungsfördernd: Direkter Hautkontakt gleich nach der Geburt
Das Baby unmittelbar nach der Geburt nackt auf den Bauch der Mutter zu legen, hilft beiden, eine innige Bindung aufzubauen. Es gibt Zeit zum Kennenlernen, vermittelt dem Baby Geborgenheit und wirkt auf die Mutter beruhigend. Außerdem regt es die Produktion von Stillhormonen für den Stillstart an. Wie natürlich das Stillen ist, zeigt sich auch hier: Liegt das Baby nach der Geburt nackt auf dem Bauch der Mutter, findet es ganz von selbst seinen Weg zur Brustwarze und beginnt zu trinken. Diese instinktive Bewegung hin zur Nahrungsquelle wird als „Breast Crawl“ – also „Brustkrabbeln“ – bezeichnet.
Unser kurzes Video zeigt das erste Kennenlernen nach der Geburt.
Manchmal ist der Hautkontakt zwischen Mutter und Kind direkt nach der Geburt nicht möglich, zum Beispiel wenn die Frau eine Vollnarkose hatte. Dann kann eine andere nahe Bezugsperson dem Baby Wärme geben und so das Urvertrauen stärken. Mutter und Kind holen ihre erste Kuschelzeit nach, sobald es möglich ist. Eine gelingende Stillbeziehung können sie auch dann noch aufbauen. Klinikroutinen wie Messen und Wiegen können übrigens in der Regel bis nach dem ersten Anlegen warten.
Mehr zum ersten Anlegen und der Bedeutung von Hautkontakt
3. Entspannt: Die zurückgelehnte Stillhaltung
Ob im Liegen, im Sitzen oder im Stehen, ob zu Hause, im Park oder bei Bekannten: Stillen geht überall und es gibt viele verschiedene Stillpositionen, die Mutter und Kind ausprobieren können. Mit der Zeit werden sie ihre Lieblingspositionen finden.
Die zurückgelehnte Stillhaltung ist gerade kurz nach der Geburt eine entspannte Position für die Mutter und erleichtert dem Neugeborenen den Weg zur Brust. Die Mutter macht es sich dafür in einer halb liegenden Position bequem, zum Beispiel mit einem oder mehreren Kissen. Das Baby liegt bäuchlings auf dem Bauch der Mutter, schiebt sich zur Brust und beginnt zu saugen. Bei Bedarf kann die Mutter dem Kind etwas Halt unter den Füßen oder am Po geben.
Egal in welcher Position gestillt wird, das richtige Anlegen ist immer wichtig. Denn damit lassen sich wunde Brustwarzen und andere Stillprobleme vorbeugen. Stillprofis sind hier für Sie da und können Sie anleiten und unterstützen. Adressen finden Sie unten auf dieser Seite.
Hier erklären wir weitere Stillpositionen.
Und: Wie geht richtiges Anlegen?
Es ist beim Stillen egal, ob es von außen so aussieht wie auf Bildern oder Büchern. Wenn sich etwas „nicht gut“ anfühlt, unbequem ist oder sogar weh tut, auf jeden Fall nachfragen oder um Unterstützung bitten. Oft helfen schon kleine Veränderungen.
4. Milchbildend: Häufiges Stillen ist richtig und wichtig
Jedes Neugeborene hat seinen eigenen Essens-Rhythmus. Eines haben die meisten Babys aber gemeinsam: Sie wollen in den ersten Lebenswochen acht bis zwölf Mal am Tag gestillt werden, manchmal auch öfter. Das ist ganz normal. Neugeborene müssen häufig trinken, weil pro Mahlzeit nur eine kleine Menge Milch in den Magen passt, am ersten Tag ist er gerade einmal so groß wie eine Kirsche. In den ersten Tagen hilft häufiges Trinken an der Brust auch bei der Bildung von Muttermilch, die ab dem zweiten bis vierten Lebenstag die Neugeborenenmilch, das Kolostrum, ablöst.
In der gesamten Stillzeit passt sich die Milchmenge dem Bedarf des Kindes an. Dieses Zusammenspiel funktioniert, wenn das Baby trinken darf, wann immer und solange es möchte.
So zeigt ein Baby, dass es an die Brust will – plus Fakten zur Milchbildung.
Wie viel Stillen ist normal?
Viele Stillende kennen es: Das Baby möchte in den ersten Wochen manchmal gefühlt ständig trinken. Was junge Mütter oft verunsichert, gehört zur natürlichen Entwicklung der Milchbildung. Das sogenannte „Clusterfeeding“ ist eine Phase, die vorbeigeht und kein Zeichen für zu wenig Milch.
5. Praktisch: Muttermilch von Hand gewinnen
Eine Verabredung steht an, ein berufliches Meeting findet statt oder die Mutter braucht einfach mal eine Pause vom Stillen – für all diese Situationen gibt es Lösungen. Die Muttermilch lässt sich abpumpen oder auch von Hand gewinnen und zum Beispiel in Fläschchen im Kühlschrank lagern. So gewinnt die Mutter Flexibilität, ohne auf die Vorteile des Stillens verzichten zu müssen. Qualifizierte Stillberater*innen und Hebammen können zeigen, wie sich Muttermilch von Hand gewinnen lässt. Die Technik ist gut zu lernen und macht unabhängig von technischen Hilfsmitteln.
Dieses Video in englischer Sprache zeigt die Milchgewinnung anschaulich von Hand.
Es muss nicht alles gleich klappen!
„Der Wunsch zu stillen ist die beste Voraussetzung dafür, dass es klappt“, weiß Maria Flothkötter, Leiterin des Netzwerks Gesund ins Leben. Mutter und Baby lernen sich mit der Zeit immer besser kennen, auch rund ums Stillen. Etwas grundlegendes Wissen und gute Beratung durch Fachkräfte wie Hebammen und Stillberater*innen können helfen, Schwierigkeiten zu meistern und Selbstvertrauen zu gewinnen.