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liegendes Baby bekommt etwas mit dem Löffel in den Mund
stock.adobe.com/Dmitry Naumov

Empfehlungen

Stand 2016:

  • Jeder Säugling soll zusätzlich zur Muttermilch oder Säuglings(milch)nahrung Vitamin K, Vitamin D und Fluorid erhalten.
  • Es sollen 3-mal 2 mg Vitamin K als Tropfen bei den Vorsorgeuntersuchungen U1, U2 und U3 gegeben werden. Alternativ kann das Vitamin in besonderen Situationen einmalig durch eine Vitamin-K-Injektion ärztlich verabreicht werden.
  • Es sollen täglich 400–500 IE (10–12,5 μg) Vitamin D als Tablette oder Tropfen bis zum erlebten 2. Frühsommer, d. h. je nach Geburtszeitpunkt für etwa 12 bis 18 Monate, gegeben werden, bis eine stärkere Vitamin-D-Eigensynthese bei Sonnenlichtexposition erfolgt.

Stand 2024:

  • Bis zum Durchbruch des ersten Milchzahns soll täglich ein Kombinationspräparat mit 0,25 mg Fluorid und 400–500 I.E. Vitamin D in Tablettenform gegeben werden1.
    Ab Zahndurchbruch soll eine der folgenden Möglichkeiten zur Kariesprophylaxe gewählt werden2:
    • Möglichkeit 1: täglich ein Kombinationspräparat mit 400–500 I.E. Vitamin D und 0,25 mg Fluorid. Die Zähne werden ohne oder mit geringer Menge fluoridfreier Zahnpasta geputzt.
    • Möglichkeit 2: die Zähne werden bis zu 2-mal täglich mit jeweils bis zu 0,125 g (reiskorngroße Menge) Zahnpasta mit 1000 ppm Fluorid geputzt. Täglich 400–500 I.E. Vitamin D als Supplement.

1 Wird Wasser (Trinkwasser, Mineralwasser) mit einem Fluoridgehalt von 0,3 mg/l oder mehr zur Zubereitung der Säuglings(milch)nahrung verwendet, soll ein Supplement mit Vitamin D ohne Fluorid gegeben werden. Dies betrifft Säuglinge, die ausschließlich oder überwiegend mit Säuglings(milch)nahrung ernährt werden.

2 Wird Wasser (Trinkwasser, Mineralwasser) mit einem Fluoridgehalt von 0,3 mg/l oder mehr zur Zubereitung der Säuglings(milch)nahrung verwendet, soll ein Supplement mit Vitamin D ohne Fluorid gegeben werden. Für das Zähneputzen soll in diesen Fällen entweder nur einmal täglich eine reiskorngroße Menge (0,125 g) fluoridhaltige Zahnpasta oder eine fluoridfreie Zahnpasta angewandt werden. Dies betrifft Säuglinge, die ausschließlich oder überwiegend mit Säuglings(milch)nahrung ernährt werden.

Grundlagen der Empfehlungen

Um einem Mangel an Vitamin K und Vitamin D vorzubeugen, empfehlen nationale Fachgesellschaften und -institutionen die Supplementierung dieser Vitamine im 1. Lebensjahr [51, 70, 71, 75, 102].

Die Empfehlungen zur Fluoridgabe entsprechen den Handlungsempfehlungen zur „Kariesprävention im Säuglings- und frühen Kindesalter“ des Netzwerks Gesund ins Leben, die gemeinsam mit pädiatrischen, zahnmedizinischen, Ernährungsfachgesellschaften sowie weiteren Fachgesellschaften und ‑organisationen entwickelt wurden [19].

Hintergrundinformationen

Da Neugeborene keine ausreichenden Vitamin-K-Speicher besitzen und der Vitamin-K-Gehalt der Muttermilch niedrig ist [51], sind sie auf eine schnelle Vitamin-K-Zufuhr nach der Geburt angewiesen. Von der DGKJ wird die 3-malige orale Gabe von 2 mg Vitamin K empfohlen [70]. Diese Form der Prophylaxe konnte das Risiko von Vitamin-K-Mangel-Blutungen bei Säuglingen in Deutschland deutlich reduzieren, wie Erhebungen in den Jahren 1997 bis 2002 zeigten. Bei reif geborenen Säuglingen in schlechtem Allgemeinzustand, Verdacht auf Resorptionsstörungen oder bei Zweifeln an der Durchführbarkeit der 3-maligen oralen Vitamin-K-Gabe sowie bei Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 1500 g kann Vitamin K einmalig durch eine Injektion ärztlich verabreicht werden [70].

Der Großteil des Vitamin-D-Bedarfs wird normalerweise über die endogene Vitamin-D-Synthese in der Haut unter dem Einfluss von Sonnenlicht abgedeckt. Säuglinge sollten jedoch aufgrund ihrer empfindlichen Haut nicht der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden [147]. Der Vitamin-D-Gehalt in Muttermilch ist meist gering [51].

Fluoride gelten als ein Schlüsselfaktor der Kariesprävention [36, 208]. Bei Überdosierung kann es jedoch zu Dentalfluorosen in den bleibenden Zähnen kommen [65]. Als tolerierbare Tageshöchstmenge (tolerable upper intake level, UL) gibt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) für die maximale Zufuhr aus allen Quellen (Wasser, Zahnpasta, Nahrung) 0,1 mg/kg Körpergewicht an [90]. Säuglinge und Kleinkinder können Zahnpasta noch nicht ausspucken und verschlucken sie zum Teil. Daher sollen Eltern auf eine korrekte Dosierung achten und dazu fachlich beraten und praktisch geschult werden. Bei korrekter Umsetzung der hier gegebenen Empfehlungen, sorgfältiger Einhaltung der empfohlenen Zahnpastamenge und einem Trinkwasserfluoridgehalt unter 0,3 mg/l ist keine Überschreitung der tolerierbaren Tageshöchstmenge zu erwarten [19].

Im ersten Lebensjahr wird bis zum Zahndurchbruch eine systemische Fluoridgabe empfohlen. Ab Zahndurchbruch wird der Säugling behutsam an das Zähneputzen herangeführt und entweder die systemische Fluoridgabe weitergeführt oder die Möglichkeit der topischen Fluoridgabe gewählt. Im Alter von 12 bis unter 24 Monaten sollen die Zähne des Kindes 2-mal täglich mit jeweils bis zu 0,125 g (reiskorngroße Menge) Zahnpasta mit 1000 ppm Fluorid geputzt werden.

Ausführliche Hinweise zur Kariesprävention von der Geburt bis zum Alter von 72 Monaten geben die Handlungsempfehlungen zur Kariesprävention im Säuglings- und frühen Kindesalter des Netzwerks Gesund ins Leben [19].

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Titelbild des Sonderdrucks Handlungsempfehlungen zu Ernährung und Bewegung von Säuglingen und stillenden Frauen 2024
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Kostenlos

Broschüre Ernährung und Bewegung von Säuglingen und stillenden Frauen - Teilaktualisierung 2024

Ernährung und Bewegung sind im 1. Jahr nach der Geburt eines Kindes für die kurz- und langfristige Gesundheit von Mutter und Kind von besonderer Bedeutung. Im Jahr 2024 fand eine Teilaktualisierung der Handlungsempfehlungen zu Ernährung und Bewegung von Säuglingen und stillenden Frauen statt. Diese betrifft die Empfehlungen zur Auswahl von Säuglingsnahrung bei erhöhtem Allergierisiko und zur Fluoridgabe im 1. Lebensjahr. Alle anderen Empfehlungen geben den Stand von 2016 wieder. 

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Literatur

19. Berg B, Cremer M, Flothkotter M et al (2021) Kariesprävention im Säuglings- und frühen Kindesalter. Handlungsempfehlungen des bundesweiten Netzwerks Gesund ins Leben. Monatsschr Kinderheilkd 169:550–558

36. Bundesinstitut für Risikobewertung (2018) Für gesunde Zähne: Fluorid-Vorbeugung bei Säuglingen und Kleinkindern. Stellungnahme Nr. 015/2018 des BfR vom 31. Mai 2018. doi.org/10.17590/20180531-085715-0

51. Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Österreichische Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische Gesellschaft für Ernährungsforschung, Schweizerische Vereinigung für Ernährung (Hrsg) (2015) Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr, 2. Aufl. Bd. 1., Bonn

65. EFSA Panel on Dietetic Products Nutrition an Allergies (2013) Scientific opinion on dietary reference values for fluoride. EFSA J 11:3332. doi.org/10.2903/j.efsa.2013.3332

70. Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (2013) Vitamin-K-Prophylaxe bei Neugeborenen. Empfehlungen der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ). MonatsschrKinderheilkd 161:351–353

71. Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Bührer C, Genzel-Boroviczeny O et al (2014) Ernährung gesunder Säuglinge. Empfehlungen der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Monatschr Kinderheilkd 162:527–538

75. Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Endokrinologie (APE), Bohles H, Fusch C et al (2011) Vitamin D-Versorgung im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter. dgkj.de/wissenschaft/stellungnahmen/meldung/meldungsdetail/vitamin_d_versorgung_
im_saeuglings_kindes_und_jugendalter/. Zugegriffen: 2. Aug 2016

90. European Food Safety Authority (2005) Opinion of the scientific panel on dietetic products, nutrition and allergies on the request from the commission related to the tolerable upper intake level of fluoride. EFSAJ192:1–65. doi.org/10.2903/j.efsa.2005.192

102. Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin (GNPI), Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), (DGPM) DGfP, Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Deutscher Hebammenverband (2016) Prophylaxe von Vitamin-K-Mangel-Blutungen (VKMB) bei Neugeborenen. awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/024-022l_S2k_Prophlaxe_Vitamin_K_Mangel_Neugeborene_2016-04.pdf. Zugegriffen: 2. Aug 2016

147. Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft DK, AWMF) (2014) S3-Leitlinie Prävention von Hautkrebs, Langversion 1.1, AWMF Registernummer: 032/052OL. leitlinienprogramm-onkologie.de/Leitlinien.7.0.html. Zugegriffen: 18. Juni 2015

208. Toumba KJ, Twetman S, Splieth C et al (2019) Guidelines on the use of fluoride for caries prevention in children: an updated EAPD policy document. Eur Arch Paediatr Dent 20:507–515. doi.org/10.1007/s40368-019-00464-2