Stillen ist in der öffentlichen Wahrnehmung alles andere als Normalität. Was gezeigt und geschrieben wird, hat wenig mit der Lebenswirklichkeit von Müttern zu tun, sondern bewegt sich zwischen Glorifizierung und Skandalisierung, wie eine Medienanalyse im Rahmen des Forschungsvorhabens Becoming Breastfeeding Friendly (BBF) zeigt. Bei Frauen entstehe so das Gefühl, dass sie es „nicht richtig“ machen können. Sie erfahren Kritik und Stigma, ob sie stillen oder nicht, berichtete die Journalistin Nora Imlau beim Kongress „Wie stillfreundlich ist Deutschland?“. Diese Kommunikationsfalle dürfe Stillförderung nicht verstärken. Eine Stigmatisierung von Frauen, die nicht stillen können oder wollen, treffe zudem oft die Schwächsten der Gesellschaft, betonte Prof. Dr. Matthias Hastall, Experte zur Gesundheitskommunikation von der TU Dortmund.
Warum sich Frauen für oder gegen das Stillen entscheiden, hat vielfältige Gründe. Für eine stillfreundliche Kommunikation und adressatengerechte Unterstützung ist wichtig, die Zielgruppen und ihre tatsächlichen Motive und Werte zu kennen. Imlau und Hastall empfehlen Stillen mit positiven Emotionen zu verknüpfen und es als etwas Natürliches und Alltägliches zu zeigen, mit Ammenmärchen aufzuräumen und die individuelle Wahlfreiheit zu betonen.
Kommunikationsstrategie zur Stillförderung
Um Stillen in der öffentlichen Wahrnehmung als alltägliches Thema zu setzen, wird evidenzbasierte Kommunikation gebraucht. Becoming Breastfeeding Friendly empfiehlt eine gemeinsame Kommunikationsstrategie für die Stillförderung, um die gesellschaftliche Akzeptanz des Stillens zu steigern sowie das Wissen übers Stillen und passende Unterstützungsangebote zur Förderung der Stillmotivation zu verbessern – vor allem bei Frauen, die seltener und kürzer stillen.
Das Forschungsvorhaben Becoming Breastfeeding Friendly (www.gesund-ins-leben.de/becoming-breastfeeding-friendly) wird seit 2017 im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft vom Netzwerk Gesund ins Leben und der Nationalen Stillkommission gemeinsam mit der Universität Yale durchgeführt.
Veröffentlichung kostenlos unter Quellenangabe: www.gesund-ins-leben.de
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