Empfehlungen
- Stillende Frauen sollten abwechslungsreich, ausgewogen und regelmäßig essen.
- Eine vegetarische Ernährung mit Verzehr von Milch(-produkten) und Eiern (ovolaktovegetarisch) kann bei gezielter Lebensmittelauswahl auch in der Stillzeit den Nährstoffbedarf decken.
- Eine vegane Ernährung der stillenden Mutter birgt ernsthafte gesundheitliche Risiken – insbesondere für die Entwicklung des kindlichen Nervensystems. Bei einer veganen Ernährung sind immer eine spezielle medizinische Beratung und die Einnahme von Mikronährstoffsupplementen notwendig.
Grundlagen der Empfehlungen
Allgemeine Empfehlungen zur gesunden Ernährungsweise unter Berücksichtigung des gesteigerten Energie- und Nährstoffbedarfs in der Stillzeit finden sich in den Empfehlungen und Leitlinien von Fachgesellschaften, die hier übernommen wurden [49, 79, 192]. Von einer veganen Ernährung in der Stillzeit raten Fachgesellschaften ab [50, 79, 188]. Ernähren sich stillende Frauen rein pflanzlich (vegan) und nehmen keine Supplemente ein, besteht u. a., bedingt durch die Vitamin- B12-Unterversorgung, das Risiko schwerer und irreversibler Schädigungen beim Kind [50, 57, 116, 188, 222].
Hintergrundinformationen
Der durchschnittliche Mehrbedarf an Energie bei ausschließlichem Stillen über 4 bis 6 Monate wird auf 500 kcal/Tag geschätzt [51, 64]. Auch bei einigen Vitaminen und Mineralstoffen steigt der Bedarf, sodass für die Stillzeit höhere Referenzwerte für die Zufuhr abgeleitet wurden [51]. Die Ernährung der stillenden Mutter wirkt sich bei manchen Nährstoffen auch auf den Nährstoffgehalt der Muttermilch aus. Dies betrifft z. B. DHA, die u. a. wichtig für die visuelle und neurologische Entwicklung des Kindes [60, 121, 137] und mit einer geringeren Häufigkeit von Allergien assoziiert ist [192].
Eine abwechslungsreiche Auswahl an Lebensmitteln wird im Rahmen einer vollwertigen Ernährung empfohlen und hat das Potenzial, durch den Übergang von Geschmacks- und Aromastoffen in die Muttermilch auch frühe sensorische Erfahrungen des Kindes zu ermöglichen (s. Abschn. Erweiterung der Lebensmittel- und Geschmacksvielfalt, [157]).
Ärzt*innen, Hebammen und Stillberater*innen sollten Veganerinnen, die ihre Ernährungsweise während der Schwangerschaft und Stillzeit beibehalten, empfehlen, dauerhaft ein Vitamin-B12-Präparat einzunehmen, auf die ausreichende Zufuhr v. a. der kritischen Nährstoffe zu achten und dabei ggf. auch angereicherte Lebensmittel und Nährstoffpräparate zu verwenden. Zusätzlich sollte eine Beratung durch eine qualifizierte Ernährungsfachkraft erfolgen und die Versorgung mit kritischen Nährstoffen regelmäßig ärztlich überprüft werden [188].