Empfehlungen
- Längere Sitzzeiten des Kindes sollten unterbrochen und unnötige Sitzzeiten (z. B. im Buggy oder Hochstuhl) vermieden werden.
- Bildschirmmedien (Fernsehgerät, Computer, Handy, Spielkonsolen etc.) sind für Kleinkinder nicht empfehlenswert.
Hintergrund
Mehr Bewegung und weniger Sitzen sind für die Entwicklung des Kindes förderlich. Hochstühle oder Autokindersitze sollten deshalb nur für den ursprünglichen Zweck genutzt werden. Wünschenswert ist, dass Kleinkinder möglichst nicht länger als 30 min am Stück sitzen [1]. Viele Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen Fernsehzeit und Übergewicht [2], der schon bei Kleinkindern nachgewiesen ist [3, 4].
Bildschirmmedien können Kleinkinder überfordern und sich negativ auswirken. Diskutiert werden eine Überstimulierung des Gehirns, das sich in den ersten beiden Lebensjahren rasant entwickelt, sowie ein Verdrängen anderer Aktivitäten [5]. Für die Entwicklung des Kleinkindes ist eine ausgewogene Stimulierung der Sinne durch die Umwelt sowie Eigentätigkeit von großer Bedeutung. Beim unstrukturierten Spiel hat es die Möglichkeit, sich „in seinem Tempo“ selbst aktiv zu erfahren, unterschiedliche körperlich-sinnliche Erfahrungen zu machen und eigenständig Ursachen und Wirkungszusammenhänge kennenzulernen. Beim Nutzen von Bildschirmmedien ist die Sinnestätigkeit dagegen fast gänzlich auf die auditive und visuelle Wahrnehmung beschränkt.
Kleinkinder nehmen Medieninhalt anders auf als Erwachsene, können nicht zwischen Werbung und Programm unterscheiden und neigen dazu, Werbung für wahr zu halten. Es gibt eine überzeugende Datenlage für den nachteiligen Einfluss der Fernsehwerbung auf ihre Lebensmittelpräferenzen und ihr Risiko, Übergewicht zu entwickeln [1]. Auch die Weltgesundheitsorganisation folgert, dass sich Lebensmittelwerbung auf das Essverhalten und das Risiko für Übergewicht und Adipositas auswirkt [6].
Über Zusammenhänge zwischen Fernsehdauer und unregelmäßigem Schlafverhalten bei Kleinkindern wurde berichtet [7]. Auch die negative Beeinflussung der Sprachentwicklung wird diskutiert. Hier wirkt sich nicht nur der eigene Fernsehkonsum aus, sondern auch das Fernsehgerät, das im Hintergrund läuft. Es lenkt Kind und Eltern ab und kann damit die Zeit für Eltern-Kind-Interaktionen reduzieren [8].
Wie lange und wie oft Kinder fernsehen, wird durch die Bedingungen in den Familien beeinflusst. Ein Fernsehgerät im Kinderzimmer, die Fernsehgewohnheiten der Eltern, ihr Erziehungsverhalten, ihre Einstellung zum Fernsehen und ihre Selbstwirksamkeit (das Vertrauen, die Bildschirmzeit ihres Kindes reduzieren zu können) spielen eine Rolle [9].
Wünschenswert ist, dass Kleinkinder möglichst gar nicht fernsehen und keine anderen Bildschirmmedien konsumieren. Die Umsetzung dieser Empfehlung ist in Familien, vor allem in jenen mit älteren Geschwisterkindern, manchmal schwierig. Keinesfalls sollte das Kind Bildschirmmedien ohne Begleitung eines Erwachsenen konsumieren oder ihnen aktiv ausgesetzt werden und ein Fernsehgerät oder Computer schon im Zimmer des Kleinkindes stehen [10].